
Messer her oder Sie werden abgeschoben!
n-tv
Während unser Kolumnist auf den nächsten heiter angehauchten Denkanstoß von Frau Kebekus wartet, schaut er wahllos alte Polit-Talkshows und vergleicht Umfragen für die ARD. Nimmt man die Ergebnisse ernst, muss man sagen: Frau Esken hat recht, aus Solingen kann Deutschland tatsächlich nichts lernen.
Ich bin gespannt, was uns Frau Kebekus - jetzt, wo sie das Thema Kinderrechte abgehakt und Deutschland endlich wachgerüttelt hat -, am Sonntag zu bester Sendezeit, freilich neutral, also ganz unparteiisch, wie es sich für das öffentlich-rechtliche Fernsehen gehört, für einen heiter angehauchten Denkanstoß mit in die neue Woche gibt. Vielleicht etwas zum Thema Morden mit und ohne Messer, das passt prima zum "Tatort", in dem es schließlich immer um das Morden mit und ohne Messer geht, und interessiert die Öffentlichkeit momentan mehr als die Anliegen von - Ihnen und mir - unbekannten Gören. Oh je, schrecklich dieser Zynismus.
Um mir die Zeit zu vertreiben, bis Frau Kebekus erscheint, guck' ich alte Polit-Talkshows. In eine führte die Moderatorin so ein: "Das Leben der Deutschen ist gefährlicher geworden." Sodann verpackte sie, um Spannung zu erzeugen, ihre tollkühnen Thesen in Fragen. "Nach langen Jahren des Friedens auch lebensgefährlich? Ist es das, was Politiker meinen, wenn sie von einer Zeitenwende sprechen? Was kann, was muss der Staat für die Sicherheit seiner Bürger eigentlich tun? Strengere Gesetze gegen Straßengewalt? Abschiebung gegen Kriminalität? Oder müssen wir ganz einfach lernen, mit diesen neuen Gefahren zu leben?"

In der französischen Kleinstadt Nogent tötet ein 14-Jähriger am Dienstag eine Schulmitarbeiterin mit mehreren Messerstichen. Seitdem befindet er sich in Gewahrsam, ein Verfahren wegen Mordes ist beantragt. Während einer Anhörung gewinnt die Staatsanwaltschaft Einblicke in die Psyche des Jugendlichen.