
Merz kann auch anders
n-tv
Die CDU diskutiert an diesem Samstag ihr neues Grundsatzprogramm. Nach scharfen Attacken gegen die Grünen spricht Friedrich Merz zum Auftakt ausgerechnet mit einem Gast, der als grüner Vordenker gilt. Er erntet sowohl Murren als auch Applaus.
Parteien laden sich gern mal Gäste ein, mit denen sie demonstrieren können, dass sie offen sind für neue Gedanken. Je nach Gast kann das riskant sein. Die CDU ist bei ihrem Grundsatzkonvent in Berlin ziemlich weit ins Risiko gegangen: Sie hat Ralf Fücks eingeladen.
Fücks ist Gründer der Denkfabrik Zentrum Liberale Moderne, davor war er Chef der grünnahen Heinrich-Böll-Stiftung - und er ist seit 41 Jahren Grünen-Mitglied. Vor der CDU hält Fücks keine Rede, sondern diskutiert mit dem Parteivorsitzenden Friedrich Merz - dem Merz also, der den Grünen erst kürzlich eine "penetrant vorgetragene Volkserziehungsattitüde" vorgeworfen hat. Auch natürlich mit dem Merz, der aus Sicht vieler Grüner ständig übers Gendern spricht und damit die AfD-Themen hoffähig macht.
Nicht nur Grüne sehen das so. Ein Gastbeitrag des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" war ebenfalls als Mahnung Richtung Merz verstanden worden, es mit Kulturkampf und Polarisierung nicht zu übertreiben. "Wer nur die billigen Punkte macht und den Populisten hinterherrennt, der legt die Axt an die eigenen Wurzeln und stürzt sich selbst ins Chaos", lautete einer der Kernsätze des Textes, den man auf einer machtpolitischen Ebene allerdings auch als Beitrag in einem unterschwelligen Kampf um die Kanzlerkandidatur lesen kann.

Sie hatten sich doch längst verabschiedet, nun sind sie wieder da: Der ganze alte Bundestag kommt in Berlin zusammen, um über die Schuldenpläne von Union und SPD zu diskutieren. Im Zentrum des Geschehens: die Grünen. Um deren Zustimmung werben die kommenden Regierungsparteien. Doch die zieren sich genüsslich.