
Merkel und Scholz beim G20-Gipfel: Machtübergabe auf offener Weltbühne
Frankfurter Rundschau
Den G20-Gipfel in Rom bestreitet die Kanzlerin gemeinsam mit ihrem wahrscheinlichen Nachfolger und sendet damit ein Zeichen der Kontinuität an die Staatengemeinschaft.
Rom - Angela Merkel vergewissert sich, ob sie getroffen hat. Sie steht inmitten der anderen G20-Staats- und Regierungschefs vor dem Trevi-Brunnen in Rom. Der schönen Legende nach erfüllt er jeden sehnlichen Wunsch. Man stelle sich nur mit dem Rücken zu ihm und werfe Münzen über die Schulter in das sprudelnde Wasser. Sie steht neben dem italienischen Gipfelgastgeber Mario Draghi und wirft die Münzen in den Brunnen. Dann dreht sie sich um und schaut den Glücksbringern hinterher.
Was sie sich gewünscht hat, behält sie für sich. Aber in dieser ewigen Stadt sieht man der gefühlt ewigen Kanzlerin an, wie jetzt zum Ende ihrer Amtszeit eine Last von ihr abfällt. 16 Jahre deutsche Regierung mit mehr als 150 Gipfeln (EU, G7, G8, G20, Nato) sind zwar nichts gegen dreitausend Jahre Rom. Aber es passt, dass sich Merkel hier bei ihrem letzten G20-Gipfel selbst ein Denkmal setzt mit einer noch nie dagewesenen symbolischen Machtübergabe an ihren wahrscheinlichen Nachfolger.
Zum Auftakt des Gipfels am Samstag haben die Staats- und Regierungschef:innen ihre Plätze an dem riesigen runden Tisch in Rom schon eingenommen, als Merkel – in knallgelbem Blazer gut sichtbar zwischen den ganzen dunklen Anzügen – noch einmal aufsteht und in die zweite Reihe geht. Dort, wo ihr Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz sitzt.