![Mentale Aufrüstung im Kalten Krieg](https://img.welt.de/img/kultur/kunst/mobile239020491/4281350477-ci16x9-w1200/Centre-de-dominance.jpg)
Mentale Aufrüstung im Kalten Krieg
Die Welt
Abstraktion war nach 1945 das Versprechen eines radikalen Neubeginns. Das galt zumal für Deutschland, wo sie gegen die feindliche Kunstsprache des sozialistischen Realismus jenseits des Eisernen Vorhangs antrat. Eine Potsdamer Ausstellung zeigt, wie Kunst zur weltanschaulichen Waffe wurde.
Sieht so die Freiheit aus? Wie ein Protein, dessen molekulare Zellen bunt eingefärbt sind? Wie das Bild, das Ernst Wilhelm Nay 1956 gemalt hat? Alles rund, alles bunt, alles erfunden. Figur erfinden sei die Freiheit des Künstlers, sie zu genießen die Freiheit des Betrachters. Es war viel von Freiheit die Rede damals im Jahrzehnt nach dem großen Krieg.
Auch die Freiheit braucht ihre Form. Von ihr, von der „Form der Freiheit“, erzählt eine große Epochenausstellung, die im Potsdamer Museum Barberini an die internationalen Triumphe der gegenstandslosen Malerei erinnert. Für die Jüngeren, die mit Hito Steyerl, Anne Imhof und Maria Eichhorn kunstsozialisiert worden sind, ist es wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, Besuch in einem ehrwürdigen Museum voller ferner Dinge, in dem die Väter und Großväter noch weitgehend unter sich waren. Ahnen wie der Maler Ernst Wilhelm Nay, der sein bunt kreisendes Bild „Stunde Ypsilon“ genannt hat. Andere haben die Zeit als „Stunde null“ in Erinnerung.