Menschenrechtspreis für inhaftierte belarussische Oppositionelle Kolesnikowa
DW
Die belarussische Musikerin und Menschenrechtlerin Maria Kolesnikowa hat den Theodor-Haecker-Preis der Stadt Esslingen erhalten. Damit werde der politische Mut der Oppositionellen geehrt, so die Stadt.
Die belarussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa ist für ihr politisches Engagement außer der Reihe mit dem Theodor-Haecker-Preis der Stadt Esslingen in Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Weil die 39-Jährige zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden ist, nahm ihre Schwester, Taziana Chomitsch, die Auszeichnung stellvertretend für sie in der Württembergischen Landesbühne entgegen.
Während Kolesnikowa die Haftstrafe absitzt, bemüht sich Chomitsch immer wieder, an die Lage in ihrer Heimat und an die Gefangenen zu erinnern. Nach ihren Angaben geht es ihrer Schwester den Umständen entsprechend gut. "Sie ist so stark und so zuversichtlich, soweit ich das beurteilen kann", sagte Chomitsch der Deutschen Presse-Agentur in Esslingen. "Und ich bin überzeugt davon, dass sie auch weiterhin voller Hoffnung ist für sich und unser Land."
Bei den Protesten gegen Machthaber Alexander Lukaschenko in Belarus avancierte Maria Kolesnikowa zu einem Symbol der Freiheit. Sie war im Zuge der Präsidentenwahl im August 2020 zusammen mit der Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo international bekannt geworden. Die beiden anderen Frauen leben im Ausland im Exil. Nach den Fälschungsvorwürfen gegen die Abstimmung hatte sich Kolesnikowa den Massenprotesten gegen den als "letzten Diktator Europas" kritisierten Lukaschenko angeschlossen. Der Machthaber ließ die Demonstrationen mitunter blutig niederschlagen und sagte seinen Gegnern den Kampf an, auch Kolesnikowa.
Die Aktivistin und Musikerin wurde vom Geheimdienst KGB in Minsk entführt. Als sie in die Ukraine abgeschoben werden sollte, zerriss sie kurz vor dem Grenzübergang ihren Pass und vereitelte so Pläne, sie aus dem Land zu vertreiben. Dafür erhielt sie international Anerkennung. Anfang September vergangenen Jahres war die Künstlerin, die lange Zeit auch in Stuttgart als Kulturmanagerin gearbeitet hat, in einem international kritisierten Prozess zu elf Jahren Straflager verurteilt worden. Der Vorwurf des autoritären Regimes lautete "Verschwörung zur verfassungsfeindlichen Machtergreifung".
Die Kulturstaatsministerin und ehemalige Grünen-Vorsitzende Claudia Roth hat eine Patenschaft für die politische Gefangene übernommen. Auch Roths Parteifreund, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann, setzte sich wiederholt für Kolesnikowa ein, die in Stuttgart studiert hat. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert ihre umgehende Freilassung.