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Meinung: Wer braucht da Bundesliga-Playoffs?
DW
Bayern verliert in Bochum und kassiert drei Tore in sechs Minuten, die Konkurrenz macht Boden gut. Das macht zwar noch keinen spannenden Meisterkampf, fühlt sich aber einfach mal wie früher an, meint David Vorholt.
Was für ein Wochenende in der Fußball-Bundesliga! Besonders das Spiel von Meister Bayern mit drei Gegentoren binnen sechs Minuten bei Aufsteiger Bochum werden nicht nur die Fans der beiden Teams so schnell nicht vergessen. Dieses Jahrhundertspiel des Aufsteigers aus dem Ruhrgebiet geht in die Geschichtsbücher der Bundesliga und ins kollektive Gedächtnis von "Fußball-Deutschland" ein. Die Bayern mal "irdisch" zu sehen, gedemütigt von einem Team, dessen Spieleretat in etwa ein Fünfzehntel von dem des Rekordmeisters beträgt: Das tat - ohne jede Häme für den Rekordmeister - einfach mal gut. Und das geht wahrscheinlich den meisten Fußballfans in Deutschland so, außer denen des FC Bayern selbstredend.
Der Grund dafür ist nicht zwingend Häme, es ist nicht die Hoffnung auf einen spannenden Meisterkampf in der Bundesliga, denn dieser ist aus meiner Sicht trotz Siegen der Verfolger aus Dortmund und Leverkusen völlig illusorisch. Es ist das Gefühl, das dieses Spiel vermittelt. Das Gefühl, dass die Bayern nicht nur hier und da schlagbar sind, sondern dass sogar ein Aufsteiger wie Bochum dem Rekordmeister an einem guten Tag eine "Watschn" verpassen kann. Es ist das Gefühl, dass die Bundesliga wieder so werden könnte, wie sie einmal war. Auch wenn es lediglich ein Gefühl bleiben wird - machen wir uns nichts vor.
Ich glaube aus unterschiedlichen Gründen nicht, dass dies nun der Auftakt für einen spannenden Meisterkampf war. Dafür sind die Bayern zu stark und zu professionell. Sie sind dem Rest der Liga fußballerisch einfach viel zu weit enteilt und werden die Niederlage ohne weiter Negativwirkung wegstecken, Tabellenschlusslicht Fürth wird das am nächsten Spieltag zu spüren bekommen. Und die Konkurrenz? Leverkusens aktuell starker Lauf begann einfach bei zu viel Rückstand, Borussia Dortmund hielt in dieser Saison zwar eine Weile Tuchfühlung mit den Bayern, präsentiert sich aber in den vergangenen Wochen wieder einmal viel zu wenig konstant.
Und sobald ein Konkurrent dem Rekordmeister zu nah kommt, kann dieser immer noch eine Schippe drauflegen. Oder die Konkurrenz erledigt sich mit einigen Ausrutschern gleich von selbst - so war es in den vergangenen Jahren immer. Übermacht der Bayern oder Schwäche anderen? Es ist seit Jahren die gleiche Frage, doch es ist auch eine Gretchenfrage, denn man muss kein Fußballexperte sein um zu wissen, dass beides und vieles mehr hier zusammenkommt.
Und trotzdem fühlte sich dieser Bundesliga-Spieltag ein wenig wie "früher" an, als vor einer Bundesliga-Saison eine ganze Handvoll Teams für den Titel in Frage kam und der FC Bayern am Saisonende auch mal auf Platz 6 landete. In Bochum fühlten sich alle an das Jahr 1976 erinnert. Damals schickte der VfL die großen Bayern sogar ohne Gegentreffer mit 4:0 in die Halbzeit-Pause, nur um das Spiel am Ende noch mit 5:6 zu verlieren - Fußballgeschichte. Und so schwelgten in Bochum und überall anderswo im Land die Fußball-Nostalgiker in Erinnerungen an die "guten alten Zeiten".