Meinung: Von einem Gespenst namens Inflation
DW
Das Leben wird deutlich teurer. Das hat viele Ursachen. Die Deutschen aber fürchten die Geldentwertung wie kaum ein anderes Volk. Für Panik besteht jedoch (noch) kein Grund, meint Henrik Böhme.
Wer wissen will, wie das mit der Geldentwertung funktioniert, der schaue nach Venezuela. Dort ist Geld praktisch nichts mehr wert, für einen Euro musste man bis Donnerstag 4,8 Millionen Bolivar bezahlen. Das lässt ahnen, was die Venezolaner für ein Brot hinlegen müssen. Die Inflationsrate dürfte nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds aufs Jahr gerechnet bei 5500 Prozent liegen. Da hilft es auch nicht, dass jetzt sechs Nullen gestrichen werden und nun ein Bolivar Digital zum Zahlungsmittel wird.
Was sind dagegen schon die läppischen 4,1 Prozent, um die die Preise in Deutschland im Monatsvergleich gestiegen sind? Immerhin der höchste Anstieg seit 28 Jahren. Das reicht hierzulande für die ganz dicken Schlagzeilen und geradezu existenzielle Fragen wie: Ist mein Geld noch sicher? Kann ich mir mein derzeitiges Leben noch leisten, mein Haus abbezahlen? Fast vergessene Wirtschafts-Vokabeln wie "importierte Inflation", "gefährliche Lohn-Preis-Spirale" und gar "Stagflation" (stagnierende Wirtschaft bei gleichzeitiger Inflation) tauchen plötzlich aus der Versenkung wieder auf. Ein totgeglaubtes Phänomen ist zurück.