Meinung: Polizeigewalt in Brasilien ist nicht allein Bolsonaros Problem
DW
In Brasilien löst der Tod eines Motorradfahrers landesweite Proteste aus. Damit sich endlich etwas ändert, müssen Polizeigewalt und Rassismus zu Topthemen im Wahlkampf werden, meint Astrid Prange de Oliveira.
Nein, eigentlich wollte ich nicht mehr über Polizeigewalt in Brasilien schreiben. Denn die Debatte darüber quält mich. Es ist wie bei George Floyd in den USA: Die Ausbrüche rassistisch motivierter Gewalt kehren immer wieder.
Wahrscheinlich geht es vielen Brasilianerinnen und Brasilianern wie mir: Ich fühle mich ohnmächtig, und schaue irgendwann weg. Eine fragwürdige Haltung, ich weiß. Jetzt ist Schluss mit der Verdrängung, es geht nicht mehr.
Denn am 26. Mai starb Genivaldo de Jesus Santos. Der 38-jährige Motorradfahrer wurde am Mittwoch in der Stadt Umbaúba im Bundesstaat Sergipe von der brasilianischen Polizei angehalten, weil er keinen Helm trug.
Filmaufnahmen in den Sozialen Medien zeigen, wie der Mann von drei Polizisten gefesselt und in den Kofferraum eines Polizeiwagens verfrachtet wird. Unter der Klappe ragen seine zappelnde Beine heraus, weiße Rauchwolken dringen nach außen und Schmerzensschreie ertönen.
Wenige Stunden später ist der Mann tot. Auch wenn das Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung noch nicht vorliegt – aus dem vorläufigen Ergebnis des brasilianischen gerichtsmedizinischen Institutes IML geht hervor, dass der Mann erstickt ist, an Tränengas und Pfefferspray.