
Meinung: Neuer-Verletzung - der Anfang vom Ende
DW
Die Ski-Verletzung von Manuel Neuer könnte dessen Aus in der Fußball-Nationalmannschaft bedeuten. Und auch der FC Bayern wird sich Gedanken um die Karriere seines Kapitäns machen müssen, kommentiert Tobias Oelmaier.
Thomas Müller und Ilkay Gündogan: Die beiden Routiniers sollen sich nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Katar ernsthaft mit ihrem Abschied aus der DFB-Auswahl befassen. Der Älteste aber möchte auf jeden Fall weitermachen: Torwart Manuel Neuer hat keinen Zweifel daran gelassen, dass die Heim-Europameisterschaft 2024 sein großes Ziel ist. Dabei hatte er um seine Teilnahme am Turnier am Persischen Golf bis kurz vor Beginn zittern müssen. Diesmal war es eine Schulterverletzung gewesen, die eine optimale Vorbereitung verhinderte. Seine Leistungen in den drei Gruppenspielen waren denn auch alles andere als souverän. An drei der fünf Gegentore trug Neuer zumindest eine Mitschuld.
Nun hat sich der fünfmalige Welttorhüter bei einer Skitour schwer verletzt. Nach einem Unterschenkelbruch mit anschließender Operation wird Neuer den kompletten Rest der Saison verpassen. Das bedeutet: In der entscheidenden Phase fehlt der Kapitän seinem FC Bayern in der Bundesliga, im DFB-Pokal und vor allem in der prestigeträchtigen Playoff-Phase der Champions League. Und auch Bundestrainer Hansi Flick wird ein halbes Jahr oder länger nicht auf seinen Stammtorhüter zurückgreifen können.
Die Verträge von Fußballprofis untersagen meist die Ausübung von Risikosportarten wie Skifahren. Aber abgesehen davon, ob es töricht war, nach langer Verletzungspause und mäßigen WM-Vorstellungen seine Gesundheit dabei aufs Spiel zu setzen, wird Manuel Neuer Probleme bekommen, überhaupt wieder zurückzufinden.
Keine 18 Monate bleiben dem Bundestrainer zur Zusammenstellung einer Mannschaft, die die Blamagen der vergangenen Turniere vergessen lassen soll. Von vielen Experten wird schon lange ein Wechsel auf der Position des Schlussmannes gefordert. Marc-André ter Stegen zeigt beim FC Barcelona konstant gute Leistungen, ist sechs Jahre jünger und vor allem weniger verletzungsanfällig als der Weltmeister. Nun hat ter Stegen die Chance, sich bei den Tests im Frühjahr in der DFB-Elf zu etablieren und in der Hierarchie hochzuarbeiten. Sollte ihm das gelingen, wird sich Flick schwertun, den Ersatz nach einer möglichen Rückkehr Neuers wieder auf die Bank zurückzuschicken. Aber eine Rolle als Ersatzspieler wird der deutsche Rekord-Torhüter aus München wohl kaum akzeptieren.
Auch für den FC Bayern ist die neuerliche Verletzung der Super-GAU. In Sven Ulreich steht zwar ein Ersatz parat, der seine Sache in der Vergangenheit meist solide gemacht hat - vom Weltklasse-Anspruch des Rekordmeisters ist der 34-Jährige aber weit entfernt. Und dahinter gibt es nur einen Juniorenspieler im Kader, dem jegliche nationale und vor allem internationale Erfahrung fehlt.