
Meinung: Merkels ergebnisloser Moskau-Besuch
DW
Das Mantra "mit-Russland-im-Dialog-bleiben" ist nicht mehr zielführend. Deutschland braucht ein neues Konzept im Umgang mit dem Autokraten Putin, meint DW-Redakteur Andrey Gurkov.
Es war schon sehr auffällig, wie oft Angela Merkel auf der Pressekonferenz nach ihrem Treffen mir Wladimir Putin in verschiedenen Variationen immer wieder betonte, wie wichtig es doch sei, "miteinander zu reden" und "diesen Gesprächskanal offen zu halten". Nichtsprechen sei keine Option. Man konnte den Eindruck gewinnen, sie versuche zu erklären oder gar zu rechtfertigen, warum sie in den letzten Wochen ihrer Kanzlerschaft (und vor dem Hintergrund eines für ihre Partei CDU immer schwieriger werden Wahlkampfes) einen ganzen Arbeitstag damit verbracht hat, nach Moskau zu reisen und dort - das wurde auf der Pressekonferenz offensichtlich - ergebnislose Gespräche mit dem russischen Präsidenten zu führen. Nun gut, es mag hinter verschlossenen Türen manche Abmachungen hinsichtlich Afghanistan gegeben haben, die man nicht an die große Glocke hängen wollte. Denn Russland hat gute Verbindungen zu den Taliban und eine intakte Botschaft in Kabul, die Deutschland oder der EU diplomatische oder logistische Dienste, explizit bei der Evakuierung von Ortskräften, erweisen könnte. Aber das hätte man auch am Telefon bereden können, wie es der französische Präsident Macron und der italienische Ministerpräsident Draghi gemacht haben - beide telefonierten mit Putin am Tag vor Merkels Besuch.More Related News