
Meinung: Echte "Einheit" statt nur "Wiedervereinigung"!
DW
Die Bundestagswahl hat gezeigt, dass der Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland noch immer groß ist. Zeit, die Einheit als mehr anzusehen als einen rein formalen Akt, sagt DW-Redakteur Harrison Mwilima.
Wenn man sich das vorläufige Endergebnis der Bundestagswahl von letzter Woche anschaut, fällt schnell ins Auge, dass der Osten und der Westen Deutschlands unterschiedlich gewählt haben. Im Südosten Deutschlands hat die in Teilen rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) Zugewinne verbuchen können, während die etablierten Parteien SPD und CDU weiter Boden verloren haben.
Die Ergebnisse haben mich nicht überrascht. Während des Wahlkampfes bin ich mit der Redaktion von DW Afrika per Bus durch Deutschland gereist, habe Orte in Ost und West besucht. Was mich am meisten überrascht hat, war die starke Sichtbarkeit von AfD-Wahlplakaten in Städten wie Halle (Saale) im Osten. Dort hatte ich die Möglichkeit, mit Politikern und Wählern direkt ins Gespräch zu kommen. Dabei wurde mir klar: Wähler in Ostdeutschland sind den etablierten Parteien gegenüber kritisch eingestellt. Viele fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Die AfD zu wählen ist für viele ein Weg, ihre Wut über die Politiker auszudrücken. Einheit entsteht wohl erst, wenn sich beide vereinigten Teile der Ungleichheiten bewusst werden.