Meinung: Die DFB-Elf kämpft gegen den Trend
DW
Die WM-Auslosung hat der deutschen Mannschaft eine machbare Gruppe beschert. Aber das ist zweitrangig. Denn das Team muss unter Beweis stellen, dass die jüngsten Misserfolgserlebnisse kein Trend sind.
"Wir wollen den WM-Titel ins Visier nehmen", sagte Thomas Müller. "Wir wollen Weltmeister werden", bestätigte Teamkapitän Manuel Neuer. Diese Ankündigungen haben die deutschen Nationalspieler schon vor ein paar Tagen gemacht. Die Richtung steht für das DFB-Team also fest. Nun, an diesem Freitag in Doha, hat die Mission Katar für die deutsche Nationalmannschaft endgültig begonnen. Rund acht Monate vor dem ersten Anpfiff stehen nun die Gruppen-Gegner fest.
Die Auslosung spülte die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick in die Gruppe E mit Spanien, Japan und dem Sieger des Playoff-Spiels zwischen Neuseeland und Costa Rica. Es hätte durchaus schwierigere Konstellationen für die deutsche Mannschaft gegeben. Allerdings dürfte sich der Blick der Spieler und Verantwortlichen bei diesem Turnier weniger auf die Gegner, sondern vielmehr auf sich selbst richten. Denn nach der völlig verkorksten WM 2018 in Russland mit dem Aus in der Vorrunde und dem Achtelfinal-Aus bei der EM 2021 gegen England geht es für alle Beteiligten erst einmal darum, die richtige Haltung zu dem anstehenden Turnier zu finden.
Noch können die beiden folgenschweren Misserfolgserlebnisse entweder als Formschwäche, unglücklicher Umstand oder schlechte Tagesverfassungen abgetan werden. Da ist die Auswahl individuell. Sollte es in Katar allerdings eine Neuauflage des frühzeitigen Scheiterns geben, so wäre erstmals ein Trend erkennbar, der auch nicht mehr mit den Folgen einer Amtsmüdigkeit von Bundestrainer-Vorgänger Jogi Löw erklärbar ist.
Unter Neu-Coach Hansi Flick präsentiert sich das deutsche Team bislang allerdings in einem völlig anderen Licht. Motiviert, engagiert, lauffreudig, siegeswillig sind nur einige Attribute, die der 57-Jährige den Spielern wieder mit auf den Weg gegeben hat. All das war auf dem langen Weg unter Löw irgendwann, irgendwo, verloren gegangen. Spitzenspieler wie Leroy Sané blühen plötzlich auf, Talente wie Jamal Musiala bekommen ausreichend Gelegenheit, ihr großes Können zu zeigen. Die gelangweilte Routine ist einem neuen Enthusiasmus gewichen.
Der deutsche Blick auf die WM in Katar darf - abgesehen von allen äußerst schwierigen Menschenrechts- und anderen politischen Fragen - aus sportlicher Sicht wieder optimistisch sein. Und das ist die beste Nachricht, die von dem Tag der Auslosung und dem inoffiziellen WM-Beginn ausgeht.