
Meinung: Das Glas ist halb voll, nicht halb leer
DW
Die Klimakonferenz in Glasgow hat Beschlüsse gefasst, die vor Jahren noch kaum zu erwarten gewesen wären. Aber der Druck, endlich energisch gegen den Klimawandel vorzugehen, war auch enorm, meint Jens Thurau.
War das jetzt eine gute oder eine schlechte Klimakonferenz im schottischen Glasgow? So chaotisch und unübersichtlich das Treffen verlief, so vielfältig sind die Ansichten dazu. Noch nie, sagen Wissenschaftler, war die Lücke zwischen den Anforderungen, den Klimawandel endlich zu bekämpfen, und den langsamen Schritten der Staaten dazu so groß wie jetzt. Auch der Druck von außen, aktiv zu werden, ist so groß wie nie. Die weltweite Klimaschutzbewegung etwa von Fridays for Future war auch in Glasgow kraftvoll präsent.
Im Abschlusstext der Konferenz wird erstmals auf einem UN-Klimatreffen die Notwendigkeit eines raschen Ausstiegs aus den fossilen Energieträgern ausdrücklich erwähnt, auch wenn die konkrete Formulierung auf Druck von reichen Ländern und Schwellenländer immer mehr abgeschwächt wurde. Den armen Ländern wird eine Verdoppelung ihrer Anpassungsgelder aus dem reichen Norden schon innerhalb weniger Jahre versprochen. Die USA und China, die beiden weltweit größten Verursacher von Treibhausgasen, raffen sich in Glasgow nach Monaten im diplomatischen Dauer-Frost zu einer gemeinsamen Erklärung auf und versprechen eine Verdoppelung ihrer Anstrengungen.