Meinung: Bayerns hausgemachtes Champions-League-Aus
DW
Ein später Wechsel von Trainer Julian Nagelsmann war ein Faktor für das Ausscheiden der Bayern gegen Villarreal. Doch eine verfehlte Transferpolitik ließ ihm wenig Handlungsspielraum, meint DW-Redakteur Mark Meadows.
Viele Fans des FC Bayern München machen Julian Nagelsmann für das Ausscheiden im Viertelfinale der Champions League gegen Villarreal verantwortlich. Insbesondere seine Entscheidung, kurz vor dem späten Tor der Spanier Innenverteidiger Lucas Hernandez durch den Außenverteidiger Alphonso Davies zu ersetzen sorgte bei vielen für Unverständnis.
Das größere Problem war jedoch der Mangel an echten Optionen auf der Bank. Seit Jahren bezahlen die Bayern zu viel Geld für gute, aber eben nicht überragende Spieler, sodass sie bei der Suche nach den sogenannten Unterschiedsspielern häufig auf Schnäppchen zurückgreifen müssen. Man denke zum Beispiel an den 19-jährigen Jamal Musiala oder den ablösefreien Leon Goretzka.
Dazu ein paar Zahlen: Der fehleranfällige Dayot Upamecano kam für 42,5 Millionen Euro von Leipzig nach München, die verletzungsanfälligen Hernandez und Corentin Tolisso kosteten 80, bzw. 41,5 Millionen Euro. Ohne Zweifel reden wir hier von guten Spielern, aber wären diese enormen Summen nicht besser in einen guten Stürmer investiert gewesen, um Robert Lewandowski zu entlasten?
Als Nagelsmann in der zweiten Halbzeit für frischen Wind sorgen wollte, hatte er eigentlich nur Serge Gnabry auf der Bank. Eric Maxim Choupo-Moting wurde zwar ebenfalls spät eingewechselt, doch gilt der 33-Jährige gilt in München nur als "Notnagel". Alphonso Davies kam als Flügelspieler zu Bayern und hat sich dort zu einem beeindruckenden Linksverteidiger entwickelt. Aber die Tatsache, dass Nagelsmann ihn als Angreifer und nicht als Verteidiger einsetzte, spricht Bände über den Mangel an brauchbaren Optionen.
Ein Großteil der Schuld für dieses Ausscheiden und das Debakel im DFB-Pokal liegt nicht beim Trainer, sondern in der Chefetage des Rekordmeisters. Es ist immer wieder befremdlich, Sportdirektoren und Manager bei einem Spiel neben dem Trainer auf der Bank der Bayern und anderer deutscher Klubs sitzen zu sehen. In den meisten andere Ligen der Welt ist das mehr oder weniger undenkbar. Es ist für Nagelsmann sicher nicht einfach, seinen Chef Hasan Salihamidzic ständig in seinem Rücken, bzw. neben sich zu haben. Man muss nur bei Ex-Bayern-Trainer Hansi Flick nachfragen.