
Mehrheit in Brasilien fordert Amtsenthebung von Präsident Bolsonaro
Frankfurter Rundschau
Unehrlich, inkompetent und autoritär: Eine Mehrheit in Brasilien lehnt die Regierung von Jair Bolsonaro entschieden ab. Viele fordern nun eine Amtsenthebung.
São Paulo – Bereits seit April 2020 befragt das brasilianische Meinungsforschungsinstitut Datafolha regelmäßig die Brasilianer:innen, ob sie ein Amtsenthebungsverfahren gegen den umstrittenen Präsidenten Jair Bolsonaro befürworten würden. Nun hat sich laut den Berichten brasilianischer Medien erstmals eine Mehrheit für eine Amtsenthebung des ultrarechten Präsidenten ausgesprochen. 54 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass die Abgeordnetenkammer des brasilianischen Parlaments ein Amtsenthebungsverfahren gegen den parteilosen Bolsonaro anstrengen solle, nur noch 42 Prozent waren in der Umfragerunde in der ersten Juliwoche dagegen. Noch im Mai hatten sich 46 Prozent gegen ein solches Verfahren Bolsonaros ausgesprochen und 49 Prozent der befragten Brasilianer:innen dafür. Seither hatte es wegen des Krisenmanagements der Regierung in der Corona-Pandemie sowie Korruptionsvorwürfen gegen den Präsidenten schon drei Massenproteste in mehreren brasilianischen Städten mit jeweils Tausenden Teilnehmern gegeben. Der Rückhalt des ehemaligen Militär-Hauptmanns in der Bevölkerung sinkt von Umfrage zu Umfrage. Das wird auch in der monatlichen Datafolha-Umfrage deutlich, die die Teilnehmenden nach der Zufriedenheit mit der Regierungsarbeit Bolsonaros befragt. Bei der ersten Umfrage im April 2019, kurz nach Bolsonaros Amtsantritt, bewerteten knapp ein Drittel der Befragten den Präsidenten als gut, ein weiteres Drittel schätzte ihn als akzeptabel ein. Nur ein Drittel lehnte die Regierungsarbeit unter Bolsonaro damals ab. In der Umfrage im Juli 2021 sind die Beliebtsheitswerte des Präsidenten deutlich gesunken: 51 Prozent der Befragten lehnen Bolsonaros Regierung explizit ab, je 24 Prozent schätzten ihre Leistungen als akzeptabel ein oder gaben sich als Unterstützer Bolsonaros zu erkennen. Ein Prozent der Befragten machte keine Angabe.More Related News