
Mehrere Tote bei Eskalation im Sudan
DW
In Sudans Hauptstadt Khartum sind Spannungen zwischen den Streitkräften und paramilitärischen Gruppen eskaliert. Die Angst vor einem Bürgerkrieg wächst.
In mehreren Stadtteilen Khartums waren anhaltende Schüsse und Explosionen zu hören, darunter im Norden, wo sich der Flughafen und der Präsidentenpalast befinden, sowie im Süden der Stadt. Dort befindet sich das Hauptquartier der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF), die eigentlich in das staatliche Militär integriert werden soll. Nach Aussage von Ärzten wurden mindestens drei Menschen getötet.
Die Lage ist sehr unübersichtlich. Die RSF erklärten, sudanesische Soldaten seien am Morgen in ihr Hauptquartier einmarschiert. Medienberichten zufolge sollen allerdings RSF-Kräfte den Flughafen in Khartum angegriffen haben, die Armee hat nach eigenen Angaben wieder die Kontrolle übernommen. Der Präsidentenpalast sei besetzt, erklärten dagegen die RSF.
Die Fluggesellschaft Saudi Arabian Airlines stellte bis auf weiteres alle Verbindungen zwischen dem Sudan und anderen Zielen ein. Nach Angaben des Unternehmens war eine eigene Maschine - mit Passagieren und Crew an Bord - vor deren Abflug in Khartum beschossen worden. Unklar ist, wer hierfür verantwortlich ist. Berichte über Verletzte gibt es bislang nicht. Die staatliche ägyptische Fluggesellschaft Egyptair kündigte ebenfalls an, angesichts der Sicherheitslage im Nachbarland für 72 Stunden alle Flugverbindungen von und nach Khartum auszusetzen.
Erst am Donnerstag hatte die sudanesische Armee vor einer Mobilisierung der RSF gewarnt. Beobachter sahen in der Mobilmachung eine Drohgebärde des mächtigen RSF-Anführers Mohammed Hamdan Daglo gegen den Machthaber und Oberbefehlshaber Abdel Fattah al-Burhan. Befürchtet wurden gewaltsame Zusammenstöße, die in einen erneuten Bürgerkrieg im Sudan münden könnten.
Seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Omar al-Baschir im April 2019 hält das Militär unter der Führung von General al-Burhan die Macht im Land. Die Eingliederung der berüchtigten RSF in das Militär ist eine der wichtigsten Bedingungen für die Bildung einer Zivilregierung. Das Militär und die RSF führten zwar im Herbst 2021 gemeinsam einen militärischen Coup an, in den vergangenen Monaten mehrten sich aber die Spannungen zwischen den beiden militärischen Anführern.