Mehr als 2200 Missbrauchsopfer in evangelischer Kirche
n-tv
Bei Missbrauch in der Kirche ging es bisher in erster Linie um Katholiken. Doch nun untersucht ein Forschungsteam erstmals sexuelle Gewalt in der evangelischen Kirche. Das Ergebnis schockiert: Die Zahl der Missbrauchsopfer ist deutlich höher als bislang angenommen - aber auch die der mutmaßlichen Täter.
Eine Studie zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie hat für die vergangenen Jahrzehnte mindestens 1259 Beschuldigte dokumentiert. Demzufolge wurden mindestens 2225 Menschen missbraucht. 64,7 Prozent der Opfer sind laut der Studie männlich und rund 35,3 Prozent weiblich. Die unabhängigen Wissenschaftler sprechen von der "Spitze des Eisbergs". Die Evangelische Kirche war bislang von rund 900 Missbrauchsopfern ausgegangen.
Die ermittelten Fallzahlen von 2225 Opfern basieren auf Akten der Landeskirchen und der Diakonie, außerdem flossen den Landeskirchen und diakonischen Werken bekannte Fälle ein. Die Wissenschaftler kommen auf Grundlage ihrer Methode auf eine geschätzte Gesamtzahl von 3497 Beschuldigten.
Die EKD hatte die Studie 2020 initiiert. Ziel war, evangelische Strukturen zu analysieren, die Gewalt und Machtmissbrauch begünstigen. Die Wissenschaftler konnten nicht die Personalakten aller Pfarrer und Diakone auswerten, sondern in erster Linie Disziplinarakten. Die Studie wurde mit 3,6 Millionen Euro finanziert.
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