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Meeresschildkröten schlüpfen an neuen Stränden
n-tv
Normalerweise ziehen weibliche Meeresschildkröten immer wieder zum selben Strand, um dort Nester zu graben und ihre Eier darin abzulegen. Doch in der vergangenen Nistsaison gibt es so viele geschlüpfte Jungtiere an Stränden des westlichen Mittelmeeres, wie nie zuvor. Über die Gründe wird noch spekuliert.
Langsam und noch etwas mühselig krabbeln schwarze Babyschildkröten am Strand von Capo di Feno in Südkorsika Richtung Meer. Schaulustige stehen darum, bestaunen und filmen das Spektakel. Die Geburt der gut 70 kleinen Unechten Karettschildkröten (Caretta caretta) auf der französischen Insel im Herbst war ziemlich ungewöhnlich. Während die Meeresschildkröten sonst im östlichen Mittelmeer an Stränden der Türkei, Griechenlands und Zypern Jahr für Jahr aus den Eiern schlüpfen, werden sie so weit westlich selten gesehen. Das vergangene Jahr war mit 444 Nestern an den Mittelmeerküsten Spaniens, Frankreichs und Italiens laut dem Projekt Life Turtlenest ein Rekordjahr. Steckt der Klimawandel dahinter?
Unechte Karettschildkröten sind stark von der Wassertemperatur abhängig. Wie andere Arten auch hätten sie eine Art Komfortzone, erklärt Judith Denkinger vom Ozeaneum in Stralsund. Es dürfe nicht zu warm und nicht zu kalt sein. "Dass das Mittelmeer sich in den letzten Jahrzehnten erwärmt hat, ist ja einfach eine Tatsache", sagt die Expertin für Meeressäuger und -schildkröten. Das vergangene Jahr sei extrem gewesen. Im Atlantik, von dem das Mittelmeer enorm beeinflusst werde, habe es eine Hitzewelle gegeben. "Ich glaube, da war das Mittelmeer sogar fünf Grad über normal. Das ist schon heftig in so einem großen Wasserbecken."
Eigentlich liege das Hauptverbreitungsgebiet der Unechten Karettschildkröte im östlichen Mittelmeer, sagt die Meeresbiologin. "Wenn das jetzt aber da zu warm geworden ist, weil das Meer sich zu arg aufgewärmt hat und auch die Sonneneinstrahlung zu warm ist, dann werden diese Lebensräume für Seeschildkröten ungeeignet und dann könnte es sein, dass sie woanders hingehen." Auch etwa, weil durch die höheren Temperaturen Algen als Nährstoffe im Wasser fehlten. All dies seien aber langfristige Prozesse. Viel Forschung gebe es dazu bisher nicht.