Medwedew droht mit Raketenangriffen auf westliche Atomkraftwerke
Frankfurter Rundschau
Es gebe „keinen Grund, sich zurückzuhalten“, schreibt der Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates. Medwedew flirtet regelmäßig mit einem Atomkrieg.
Moskau - Der frühere russische Präsident und heutige Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates Dmitrij Medwedew droht wieder einmal offen mit Angriffen gegen Ziele im Westen. Konkret spricht er auf Telegram davon, drei ukrainische Kernkraftwerke und weitere nukleare Einrichtungen in Osteuropa zeitgleich anzugreifen, falls sich ein angeblicher Versuch der ukrainischen Streitkräfte, das AKW Smolensk im äußersten Westen von Russland mit „NATO-Raketen“ zu attackieren, bestätigen sollte. Es gebe dann „keinen Grund, sich zurückzuhalten“, zitiert ihn das ukrainische Nachrichtenportal Ukrainska Pravda.
Über diesen angeblichen Angriff der Ukraine gegen russisches Territorium berichtete am Sonntagabend ebenfalls auf Telegram der russische Propagandakanal Mash. Nach dessen Darstellung soll die Ukraine versucht haben, mit Shadow-Raketen aus britischer Produktion einen Raketenangriff auf das AKW Desnogorsk bei Smolensk und einen Militärflugplatz im Gebiet Kaluga durchzuführen. „Beide Raketen wurden von der russischen Luftabwehr im Himmel über dem Dorf Bytosh, Gebiet Brjansk, Russland, gegen 14:00 Uhr abgeschossen. Die erste fiel auf ein Feld, die zweite auf das Gelände eines Sägewerks“, so Mash laut Ukrainska Pravda.
Offizielle Informationen zu diesem Vorfall gibt es laut dem ukrainischen Nachrichtenportal nicht. Mehrere lokale russische Regierungsstellen in der Region berichteten am 9. Juli aber von abgeschossenen Marschflugkörpern, darunter die Gouverneure der Oblasten Rostow und Brjansk und der von Russland eingesetzte Gouverneur der seit 2014 besetzten Krim.
Ein russischer Angriff auf Kernkraftwerke in Europa käme einer atomaren Eskalation im Ukraine-Krieg gleich. Mit einem Atomkrieg droht Dmitrij Medwedew dem Westen regelmäßig. Mit der aggressiven und äußerst herabsetzenden Sprache, der er sich dabei bedient, hat er sich einen Ruf als Scharfmacher von Wladimir Putin verdient.
Erst vor wenigen Tagen warf er dem US-Präsidenten Joe Biden vor, einen Dritten Weltkrieg zu provozieren: „Vielleicht hat der von kranken Fantasien geplagte sterbende Opa einfach entschieden, schön abzutreten, ein atomares Armageddon zu provozieren und die halbe Menschheit mit sich in den Tod zu reißen“, schrieb er auf Telegram. Kurz zuvor nannte er in einem Gastbeitrag für die russische Zeitung Rossijskaja Gaseta die Möglichkeit einer atomaren „Apokalypse (...) völlig wahrscheinlich.“