Medien: NATO-General will Kampfkraft im Osten
DW
Während Russland Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammenzieht, denkt das westliche Militärbündnis über Antworten nach, die Moskau nicht gefallen dürften.
Wegen des russischen Truppenaufmarschs an der ukrainischen Grenze erwägt die NATO einem Medienbericht zufolge, mehr eigene Kräfte im Osten des Bündnisgebiets zu stationieren. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, regte der oberste Befehlshaber der NATO unlängst bei einer Videokonferenz an, ähnlich wie im Baltikum und in Polen im Zuge der Mission Enhanced Forward Presence (Verstärkte Vornepräsenz) auch die NATO-Präsenz in Rumänien und Bulgarien deutlich zu verstärken.
Der US-General Tod Wolters forderte demnach, die NATO solle dort eigene Kontingente von gut 1500 Mann aufbauen, die mit den dortigen Armeen üben und im Ernstfall als "Brückenkopf" für weitere Verstärkung dienen könnten. Laut NATO-Kreisen wollten die Verteidigungsminister des Bündnisses den Vorschlag bei ihrem nächsten Treffen diskutieren. Im Falle einer Einigung könnte er beim NATO-Gipfel Ende Juni in Madrid beschlossen werden, so das Magazin.
Offiziell wollte der Nordatlantikpakt die Überlegungen auf "Spiegel"-Anfrage nicht bestätigen. Die Sprecherin von Generalsekretär Jens Stoltenberg, Oana Longescu, sagte lediglich, die NATO werde "wachsam" bleiben und "alle nötigen Schritte" gehen, um ihre Partner vor jeglicher Bedrohung zu schützen.
Massive russische Truppenbewegungen an der Grenze zur Ukraine hatten im Westen Besorgnis ausgelöst. US-Präsident Joe Biden warnte seinen russischen Kollegen Wladimir Putin vor einer militärischen Eskalation. Die Regierung in Moskau verneint Invasionspläne. Sie fordert eine Zusicherung des Westens, militärische Aktivitäten in der Ukraine und Osteuropa aufzugeben und auf eine Erweiterung der NATO zu verzichten. Das Bündnis müsse seine Truppen auf die Positionen von 1997 zurückziehen.
Die NATO hatte Anfang 2017 mit der Verlegung von Soldaten in die baltischen Staaten und nach Polen begonnen. Die Schaffung der Enhanced Forward Presence wurde als Zeichen der Solidarität mit den vier NATO-Mitgliedern begründet, die nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland auch ihre eigene Sicherheit durch Moskau bedroht sahen.