Max Ophüls Preis für "Moneyboys"
DW
Das Werk über einen schwulen Prostituierten erhielt sowohl die Trophäe für den besten Film als auch für das beste Drehbuch. Die Geschichte der Moneyboys" werde mit viel "Herzlichkeit" erzählt, urteilte die Jury.
Vorm ersten Mal ist der junge Chinese Fei (gespielt von Kai Ko) noch sehr nervös. Fei ist ein sogenannter Moneyboy - einer von vielen männlichen Sexarbeitern, die durch das Prostitutionsverbot in China ein stattliches Einkommen verdienen. Doch Fei behält das Geld nicht, sondern schickt es seiner Familie, die er in seinem Heimatdorf auf dem Land zurückgelassen hat. Die finanziellen Zuwendungen nimmt man dort gern an, aber dass er schwul ist, würde die Verwandtschaft nie akzeptieren. Eines Tages verliebt sich Fei in Xiaolai, der in dem Gewerbe schon viel Erfahrung hat. Eine Geschichte voller Gewalt, Misstrauen und Eifersucht nimmt ihren Lauf.
Chen Bo Yis Spielfilm ließ am Mittwochabend (26.1.2022) beim Max Ophüls Preis die starke Konkurrenz hinter sich, der Regisseur kann sich über 36.000 Euro Preisgeld freuen. "'Moneyboys' ist ein existenzieller, queerer und zugleich universaler Film über Liebe, der politische Bedeutung nicht verfolgt, aber sie erzeugt", verkündete die Jury. Der Regisseur gebe den Charakteren und dem gesamten Film eine außergewöhnliche Würde.
Außerdem erhält Chen Bo Yi, der in Wien unter anderem an der Filmakademie bei Michael Haneke und Christian Berger studiert hat, den mit 2500 Euro dotierten Preis der Ökumenischen Jury. "Moneyboys sensibiliere den "Zuschauer für spirituelle, menschliche oder soziale Fragen und Werte", hieß es. Der Film setze die Gegensätze zwischen Landidylle und anonymer Großstadt gekonnt in Szene. "Die Suche nach der schmerzlich vermissten Geborgenheit im Schoß der Familie endet in einer gewaltsamen Wucht an Schuldzuweisung, die den Protagonisten in die Anonymität der Stadt verdammt", so die Jury.
Beim 43. Saarbrückener Filmfestival wurden insgesamt 18 Auszeichnungen vergeben. Die restlichen Preisgelder der insgesamt in Höhe von 118.500 Euro dotierten Auszeichnungen gingen u.a. an den Schweizer Lorenz Merz für die Beste Regie in "Soul of a Beast" - die Geschichte eines jungen Vaters (dargestellt von Pablo Caprez), der mit Freunden nachts in einen Zoo einbricht. Cabrez wurde in diesem Film ebenfalls geehrt: für seine Rolle als bester Nachwuchsschauspieler. Julia Windischbauer empfing die Nachwuchs-Trophäe für ihre Darstellung der lesbischen Jasmin in "Para:dies", einem Film über eine spannungsgeladene Dreiecksbeziehung.
In "Ladybitch" thematisieren die Direktorinnen Paula Knüpling und Marina Prados Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung und erhielten dafür die Auszeichnung für einen gesellschaftlich relevanten Film. Auch "Risse im Fundament" von Genia Leis und Gerald Sommerauer greift dieses Thema auf: Es geht es um eine junge Studentin, die sich zunächst über den Job im Büro eines bekannten Architekten freut - bis sie feststellt, dass sie für ihn vor allem eine junge und verfügbare Frau zu sein hat. Für diese Story gab es den Preis der Jugend.