Max Eberl kann nicht mehr: „Ich will einfach raus“
Frankfurter Rundschau
Geschäftsführer Max Eberl nimmt nach 23 Jahren überraschend Abschied von Borussia Mönchengladbach - müde und zermürbt vom Geschäft: „Die Kraft ist weg.“
Mönchengladbach - Am Freitagmittag hat Max Eberl ein letztes Mal all seinen Mut zusammengekratzt und den vielleicht schwersten Gang seines Lebens angetreten, den an die Öffentlichkeit und vor die Fernsehkameras, um seinen Rücktritt nach 23 Jahren bei Borussia Mönchengladbach bekannt zugeben. Aber was heißt Rücktritt? Jene Pressekonferenz aus dem Keller des Borussia-Parks wird in die Geschichte eingehen, es war ein außergewöhnlicher, emotionaler Auftritt eines Menschen, der psychisch in eine Sackgasse geraten ist und nur noch einen Ausweg kennt: Schluss mit allem. „Ich will einfach raus, ich will mit Fußball nichts zu tun haben. Ich will Max Eberl sein“, sagte Max Eberl, der Mensch, nicht der Manager, der sich keine Schwächen zugestand.
Max Eberl aus Niederbayern offenbarte in bewundernswerter Offenheit einen Blick in seine Seele. Es war ein Hilfeschrei und auch eine kleine Abrechnung mit dem Geschäft, das er so sehr liebt und das ihn so krank gemacht hat. „Ich bin einfach müde und erschöpft. Und deshalb beende ich das, was mein Leben war“, sagte er mit brüchiger Stimme und unter Tränen. Die Hände schlug er vors Gesicht. Immer wieder.
Max Eberl, seit fast zweieinhalb Jahrzehnten am Niederrhein und seit 13 Jahren Sportdirektor, hat es sich nicht leicht gemacht. Schon länger spürte er, dass etwas nicht stimmte, dass er vieles nicht mehr ertrug und er nicht mehr das bewältigen konnte, was er doch immer bewältigt hatte. „Ich habe gespürt, dass es in die falsche Richtung geht.“
Auch deshalb hat er schon vor einem Jahr die weiße Fahne gehisst, zur Hälfte nur, und sich eine vierwöchige Auszeit genehmigt – nach zwei Wochen war er intern schon wieder da. Er, Eberl, der Feuerwehrmann, weil er löschen musste: Einer seiner Spieler war während der Corona-Hochzeit übers Dach vor der Polizei geflohen und hatte sich in einer Badewanne versteckt. Eberl steckte wieder voll drin im Fußballalltag mit all seinen Extravaganzen und Überdrehtheiten. „Ich bin sehr hart in der Realität aufgeprallt.“
Und so nahm dieser Prozess Fahrt auf, verstärkte sich dieses fortwährende Gefühl, das alles nicht mehr stemmen zu können und vor allem: nicht mehr stemmen zu wollen. „Ich muss einen Schlussstrich ziehen“, sagte der 48-Jährige. „Ich muss auf meine Gesundheit achten. Ich habe mich mit aller Kraft, die ich hatte, um die Borussia gekümmert wie um ein Kind. Jetzt ist die Kraft weg.“ Er werde auch nicht, wie vorschnell spekuliert, bei einem anderen Verein anheuern. Das war das einzige Mal, dass er ein vor Absurdität strotzendes Lächeln zustande brachte und die Stimme hob. Wer ernsthaft glaube, er wolle irgendwo anders einfach weitermachen, dem sei nicht mehr zu helfen. „Ich muss raus aus der Mühle“, wiederholte er. „Ich will Spaß haben und die Welt sehen. Ich werde mir Zeit nehmen und wie Hape Kerkeling einfach mal weg sein.“