Massaker von Yumbi: Zähes Hoffen auf Gerechtigkeit
DW
Vor genau drei Jahren wurden mehr als 500 Menschen in einer sonst friedlichen Gegend des Kongo massakriert. An einem Militärgericht hat nun ein hochpolitischer Prozess begonnen. Die Wahrheitsfindung ist mühsam.
Seine Frau, seine vier Kinder, das Leben seiner Liebsten - das könne ihm niemand zurückbringen, sagt Clovis Boyanga. Als müsse er sich noch heute schützen, sitzt der 31-Jährige mit steif verschränkten Armen und nach vorne gebeugtem Kopf auf einem Plastikstuhl in einem Hinterhof im Viertel Limete in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Genau drei Jahre ist es her, am 16. und 17. Dezember 2018, als Männer der Ethnie der Batende mit Macheten, Speeren und Gewehren in seinem Heimatdorf von Haus zu Haus zogen, um jeden zu töten, den sie als Angehörigen der Banunu ausmachten.
Clovis überlebte, weil er am Morgen des Angriffs nicht daheim war. Aber der Rest seiner Familie, darunter auch ein Neffe, wurde von den Angreifern abgeschlachtet. Nichts könne das wieder gut machen. Dennoch verspürt er in diesen Tagen auch ein klein wenig Hoffnung. Nur wenige Kilometer entfernt, im Gefängnis von Ndolo, hat in diesem Jahr ein lang erwartetes Gerichtsverfahren zu dem Massaker von Yumbi begonnen. "Ich denke, dass der Prozess es uns ermöglichen wird, Antworten auf unsere Fragen zu finden. Nur der Staat und die Justiz können die politischen Verantwortlichen hinter diesem Massaker in Erfahrung bringen", sagt Boyanga.
Ein Prozess mit vielen Fragezeichen
Bis heute ist vieles ungeklärt. Die Vereinten Nationen gehen gesichert von 535 Toten in nur drei Dörfern zwischen dem 16. und 18. Dezember aus, 345 allein in Boyangas Dorf Bongende, wahrscheinlich sind es jedoch weitaus mehr. Insbesondere die Gründe für den scheinbar unvermittelten Gewaltausbruch sind umstritten. Das Territorium Yumbi liegt am Kongo-Fluss in der Provinz Mai-Ndombe, viele hundert Kilometer entfernt vom anhaltenden Bürgerkrieg im Osten des Landes. Eine Region, in der offiziell Frieden herrscht.
Das Hohe Militärgericht in Kinshasa spricht in seiner Anklageschrift deshalb auch nicht von einem Kriegsereignis, sondern einem "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" im Rahmen des internationalen Rechts, definiert als eine "Handlung, die im Rahmen eines ausgedehnten oder systematischen Angriffs gegen die Zivilbevölkerung und in Kenntnis des Angriffs begangen wird". Am 25. Mai dieses Jahres begann das Gericht den Prozess, verschob ihn jedoch sogleich und lud erst wieder im November zur Anhörung.