
Maryam Touzani Kinofilm „Adam“: Das Brot der Bäckerin
Frankfurter Rundschau
Eine Entdeckung: „Adam“, das Regiedebüt der Marokkanerin Maryam Touzani, erzählt vom Exil einer jungen Schwangeren in einer Backstube in Casablanca.
Zwei Frauen in Nahaufnahmen. In einer kleinen Bäckerei in Casablanca hat Samia bei der resoluten Inhaberin Zuflucht gefunden. Die junge Frau ist hochschwanger und versteckt sich vor ihrer Familie, bis sie das Kind zur Adoption freigeben kann. Die Bäckerin hat sie vor der Haustür aufgelesen, will sie aber nur wenige Tage dulden. Offensichtlich trägt die alleinstehende Mutter einer etwa siebenjährigen Tochter selbst etwas auf der Seele.
Niemand macht viele Worte im Spielfilmdebüt der aus Tanger stammenden Filmemacherin Maryam Touzani. Die Intimität ihres Kammerspiels entfaltet sich in den enggefassten Einstellungen einer Handkamera, die scheinbar flüchtig auftritt, aber nichts dem Zufall überlässt. Tatsächlich ist es die unaufdringliche Wärme dieser mit ihren kurzen Schärfentiefen impressionistisch anmutenden Bilder, die eine ganz ungewöhnliche Nähe transportiert. Die polnisch-französische Bildgestalterin Virginie Surdej ist die Meisterin dahinter.
Es ist ein Film, der sich zu einem guten Teil in fotografischen Porträtstudien erzählt. Die faszinierenden Gesichter gehören der namhaften marokkanischen Darstellerin Lubna Azabal in der Rolle der verschlossenen Bäckereibetreiberin Abla, dem für diese Rolle bereits mehrfach ausgezeichneten Jungstar Nisrin Erradi als Samia und der Kinderdarstellerin Douae Belkhaouda.