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Markt statt Staat – dieser Mann plant die radikalliberale Revolution
Die Welt
Hyperinflation, Staatspleiten, steigende Armutsrate: Argentinien steckt in einer Abwärtsspirale. Weder das linke noch das rechte Lager können den Menschen eine Perspektive aufzeigen. In diese Lücke springt nun ein Egozentriker mit einer äußerst radikalen Vorstellung.
Wo Javier Milei (51) als Redner auftritt, schallt laute Heavy-Metall-Musik aus den Lautsprechern. Seine Landsleute nennen den in Buenos Aires geborenen Egozentriker mit Lederjacke und auffälliger Wuschelfrisur auch gerne „La Peluca“, zu Deutsch „die Perücke“. Seitdem die von Milei im vergangenen Jahr gegründete radikalliberale Partei „Avanza Libertad“ bei den jüngsten Wahlen in der argentinischen Hauptstadt mit 17 Prozent einen bemerkenswerten Erfolg einfuhr und „die Perücke“ in der Abgeordnetenkammer sitzt, vergeht kaum ein Tag, an dem er nicht in den Nachrichten auftaucht. Und das liegt nicht nur daran, dass er als unverheirateter, kinderloser Anhänger der freien Liebe und des Tantra gilt.
Clown, neoliberaler Kapitalist, Rechtspopulist, südamerikanischer Trump: Genauso schnell wie die linksliberalen Medien – nicht nur in Südamerika – versuchen, Milei einen Stempel aufzudrücken, wächst auch seine Fangemeinde. Für das politische Establishment, sowohl links als auch rechts, wird er zwei Jahre vor den nächsten Präsidentschaftswahlen in Argentinien allmählich zu einem Problem.