Mainzer Alarmruf
Frankfurter Rundschau
Bei den Nullfünfern haben nur drei Spieler nach dem Ausbruch keine Symptome, deshalb soll auch das Augsburg-Spiel abgesagt werden.
Die medizinische Abteilung beim FSV Mainz 05 genießt in der Bundesliga einen guten Ruf. Wöchentliches Ritual ist ein Jour fixe am Montag, bei dem die Mannschaftsärzte Stefan Mattyasovszky und Philipp Appelmann sowie die als Hygienebeauftragte eingesetzte Kathrin Stelzer zusammensitzen, um zu jedem Profi einen gesundheitlichen Ist-Zustand aufzunehmen, der Arbeitsgrundlage für den Trainerstab ist. Das neueste Bulletin aber hat Vorstand Christian Heidel in höchste Alarmbereitschaft versetzt.
Nach dem Corona-Massenausbruch haben nach FR-Informationen nur drei von 14 erkrankten Spielern derzeit keine Symptome. So harmlos wie Omikron gern beschrieben wird, sind die Verläufe mitnichten. Von leichten bis starken Erkältungssymptome über Atembeschwerden reicht die Spanne bis zu einem Akteur, bei dem eine umfassende internistische Untersuchung zwingend erscheint – und eine Zwangspause unbestimmter Dauer. Es mutet rückblickend wie ein Treppenwitz an, dass die Rheinhessen gegen Borussia Dortmund nach den Regularien der Deutschen Fußball Liga (DFL) eigentlich hätten antreten müssen, wenn nicht alle drei Torhüter Robin Zentner, Lasse Rieß und Finn Dahmen einen positiven PCR-Test gehabt hätten. Laut Paragraf 2 der Spielordnung müssen „mindestens neun Lizenzspieler, darunter ein Torwart“ zu den erforderlichen 16 Spielern gehören.
Der Klub steht im engen Austausch mit der DFL, um spätestens am Donnerstag eine Absage des Auswärtsspiels beim FC Augsburg (Samstag 15.30 Uhr) zu erreichen. Die Mainzer vertreten die Haltung, dass es mit dem Freitesten nicht getan ist, ohne gesundheitlich unverantwortliche Risiken einzugehen. Dazu passt, dass in der in Mainz erscheinenden Sportärztezeitung renommierte Sportmediziner wie Jochen Veit (Teamarzt beim Eishockey-Klub Iserlohn Roosters) oder Jürgen Scharhag (Mannschaftsarzt der deutschen U 21-Nationalmannschaft) ausdrücklich davor warnen, zu schnell nach einer Covid-Infektion in den Sportbetrieb zurückzukehren (die FR berichtete).
Zudem verweist der ehemaliger Mainzer Mannschaftsarzt Felix Post vom Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur auf die offizielle Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP): nämlich selbst bei einem asymptomatischen Verlauf vorsorglich immer eine zweiwöchige Sportpause einzulegen. Fußballer halten diese in vielen Fällen aber nicht ein.
Dass Mainz 05 auf ausdrücklichen Rat seiner Mediziner lieber Vorsicht walten lässt, darf dem Verein aus Heidels Sicht eigentlich nicht zum Nachteil ausgelegt werden. Zudem könnten die Rheinhessen ja auch einfach auf ein Freitesten ihrer drei Keeper verzichten, die DFL hätte vermutlich keine Handhabe, dies zu erzwingen. Der Bundesligist betont, dass seine Akteure erst dann wieder auf den Trainingsplatz gehen, wenn umfangreiche Untersuchungen an der Mainzer Uni-Klinik erfolgt sind. Basisdiagnostik, Ruhe-EKG und Bestimmung der Blutparameter werden vor dem „Return to Sport“ angeraten.