Macron oder Le Pen - die afrikanische Diaspora in Frankreich vor der Stichwahl
DW
Jeder 20. Einwohner Frankreichs stammt aus Afrika - und viele von ihnen sind eingebürgert, entscheiden also bei der Stichwahl um das Präsidentenamt mit. Die DW hat rund um Paris der Stimmung der Diaspora nachgespürt.
Es sind Menschen wie Alexandre Zongo, die bei der Stichwahl um das französische Präsidentenamt am Sonntag den Ausschlag geben könnten: Der französisch-burkinische Modedesigner mit eigener Schneiderei in Paris sagte der DW, er sei noch unentschlossen, wer seine Stimme bekommt. Zongos Laden liegt in Château-Rouge im 18. Arrondissement, das mitunter "afrikanisches Viertel" genannt wird. Im ersten Wahlgang hatte er Jean-Luc Mélenchon gewählt - der Altlinke hatte in und um Paris einige Wahlbezirke gewonnen, Château-Rouge gar mit 42 Prozent der Stimmen, verpasste jedoch den Einzug in die Stichwahl.
Bürgerinnen und Bürger mit afrikanischen Wurzeln haben durchaus einen gewissen Einfluss auf den Ausgang der Wahl: Insgesamt leben rund 3,2 Millionen Afrikanerinnen und Afrikaner in Frankreich, die meisten von ihnen stammen aus Algerien, Marokko oder Tunesien.
Insgesamt 6,8 Millionen und damit rund ein Zehntel der französischen Bevölkerung sind Einwanderer; von ihnen haben knapp 2,5 Millionen einen französischen Pass und dürfen somit ihre Stimme abgeben.
Sie haben nun die Wahl zwischen dem liberalen Amtsinhaber Emmanuel Macron und seiner rechtsextremen Herausforderin Marine Le Pen. "Ich werde zuhören, ich habe keine vorgefassten Meinungen. Ich bin gar nicht gegen Marine Le Pen", sagte der Modedesigner Alexandre Zongo zur DW. Macrons politisches Programm habe man nun fünf Jahre beobachten können: "Es gab die Gelbwesten, und wir Selbstständigen in kleinen Unternehmen haben die größten Lasten getragen." Viele kleine Unternehmer hätten aufgegeben. "Früher kamen die Leute einigermaßen zurecht, aber das ist viel schwieriger geworden."
Inflation und sinkende Kaufkraft infolge der Pandemie und des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine - das ist eines der bestimmenden Themen kurz vor der Stichwahl. Umfragen sahen Macron zuletzt mit zehn Prozentpunkten in Führung; 2017 hatte er Le Pen noch mit gut 32 Prozentpunkten Vorsprung besiegt.