Machtvakuum? Wie China die Nähe der Taliban sucht
Die Welt
Nach dem Abzug aus Afghanistan hinterließ der Westen eine geopolitische Lücke. Offiziell ist das Taliban-Regime zwar international isoliert – doch Peking baut bereits seine Präsenz in dem Land aus. Dahinter stecken nicht nur wirtschaftliche Interessen, es geht vor allem um eins.
Eine Autostunde außerhalb von Kabul, an den Ausläufern des Hindukusch, bohren drei Männer nach Wasser. Es ist Tag drei der Bauarbeiten, und sie legen den Grundstein für einen 130 Hektar großen Industriepark. Bezahlt werden sie mit chinesischem Geld. Das Unternehmen China Town Kabul will mit dem Industriepark Fabriken aus der Volksrepublik nach Afghanistan locken. Genehmigt haben das Projekt die Taliban, die seit einem Jahr in Afghanistan an der Macht sind.
Im Stadtzentrum rund 40 Kilometer entfernt sitzt eine der Vertreterinnen des Unternehmens, Gao Susu, in einem ausladenden Sessel. „Die Sicherheitslage im vergangenen Jahr hat sich verbessert“, sagt sie. Sie hofft, dass dies Investoren anlocken wird. In einem Regal an der Wand stehen die chinesische Flagge und die der Taliban gemeinsam in einem Fähnchenhalter.