Männer, Bärte, Stiche im Herzen
n-tv
Der Movember (kein Schreibfehler) fröstelt so vor sich hin, und die Kolumnistin fragt sich mal wieder, wann ein Mann ein Mann ist und ist hin und her gerissen zwischen Fürsorge und Zumutung und dem immer wieder kehrenden Gedanken: "In meinem nächsten Leben bin ich ein Mann!"
Neulich auf einer Gästetoilette, ein Magazin. Das "Zeit Magazin Mann", um genauer zu sein, Adrien Brody guckt mich bekümmert an. Ich gucke zurück, weil ich lese: "Designhighlights für den Herbst - exklusive Tipps der Redaktion". Ich greife zum Heft, ich brauche schließlich wie immer noch ein Weihnachtsgeschenk für den Mann. Ich lese aber auch: "Wie der Schauspieler aus seiner Sinnkrise fand - und warum er 50 werden besser findet als 40 werden." Warum nur guckt er dann so bekümmert, der 50-jährige Adrien? Vielleicht, weil er betonen will, dass es gar nicht so einfach ist, das Glück und den Sinn des Lebens zu finden, wozu er im Heft seitenlang interviewt wird. Das ist schön, denn auch Herr Brody hat Probleme mit seiner schiefen Nase (ob er wohl schnarcht?), und auch er muss, wie sonst Frauen, für eine Fotostrecke im Heft überaus untragbare Klamotten tragen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Also so Insta-mäßig lachend zu Boden schauen und auf einem anderen Bild total unscharf sein zum Beispiel.
Aber warum sollen es die Männer immer besser haben? Im Heft geht es auch um Haarausfall, ein männliches Granny-Model beweist Coolness à la Iris Apfel und selbst der feine Herr von heute muss sich entscheiden zwischen Gummistiefeln von Bottega Veneta bis Tods, Toastern (auf denen natürlich auch weiterhin nur kleine Brötchen gebacken werden können) und sogar Vasen. Vasen!! Von Rosenthal, Hay, 101 Copenhagen oder doch lieber von Simone Bodmer-Turner? Ob ich "ihm", sprich, meinem Mann, damit zu Weihnachten wohl eine kleine Freude machen könnte? Ich habe die Zeitung gekauft und bei uns auf die Gästetoilette gelegt, in der Hoffnung, dass mein Mann sie findet und Eselsohren an alles macht, was er haben will.