"Londongrad": Großbritannien hat es schwer mit Russland-Sanktionen
DW
Die britische Regierung kündigt bei einer möglichen Ukraine-Invasion Sanktionen an. Dabei wird die Hauptstadt Großbritanniens selbst "Londongrad" genannt - wegen Verbindungen zu Oligarchen und politischer Einflussnahme.
Die britische Außenministerin Liz Truss übt sich in scharfen Formulierungen: Wenn Präsident Putin in die Ukraine einmarschiere, würden Russlands Oligarchen sich "nirgends mehr verstecken" können. Der Kreml werde einen hohen Preis für eine Invasion zahlen. Und Premier Boris Johnson will neue "Kompetenzen, um Personen und Einrichtungen" zu sanktionieren, die mit dem Kreml verbunden sind. Kritiker aber rennen seit Jahren erfolglos gegen den Laundromat an, die Geldwaschmaschine in "Londongrad", wo die Milliarden russischer Oligarchen längst tief mit der Finanzwelt verwoben sind.
Der Bericht des Auswärtigen Ausschusses im britischen Unterhaus zum russischen Oligarchengeld war schon 2018 erschienen und zutreffend betitelt: "Moskaus Gold". " Er zeigt, dass es Großbritannien nicht ernst damit ist, Präsident Putins aggressiven Maßnahmen entgegenzutreten, wenn die Rolle Londons dabei ignoriert wird, "Gewinne aus Kreml-naher Korruption zu verstecken", hieß es damals.
Der Ausschussvorsitzende Tom Tugendhat ist derzeit ein gesuchter Gesprächspartner und zeigt sich frustriert: "Wir müssen einmal mehr nach schmutzigem Geld in Großbritannien fragen", sagte er dem britischen Guardian. Er will das Thema erneut im Unterhaus auf die Tagesordnung setzen und dabei auch fragen, warum die Regierung untätig bleibe. Und in der BBC betonte er: "Großbritannien hat eine Verantwortung zu handeln, wegen Londons globaler Rolle in der Geldwäsche".
Damit macht sich Tugendhat in seiner eigenen konservativen Partei nicht beliebt. Seit dem Amtsantritt von Boris Johnson haben die Tories nach offiziellen Angaben rund zwei Millionen Pfund von russischen Spendern bekommen. Gesetzesänderungen, wonach zum Beispiel mehr Transparenz bei Immobilienkäufen die Wäsche von Oligarchengeld erschweren sollte, bleiben seit Jahren liegen.
Die Antikorruptionsorganisation "Transparency International" schätzt, dass Immobilien im Wert von bis zu zwei Milliarden Dollar aus verdächtigem russischem Geld finanziert wurden. Eine Dokumentation im TV-Sender Channel 4 zeigt, wie skrupellose Makler in London den Kauf von Millionenobjekten mit mutmaßlichem Schwarzgeld umsetzen. Russlandexperte Ben Judah arbeitete mit an dem Filmbericht #FromRussiaWithCash: Er wolle zeigen, "wie einfach man in London Geld waschen kann - und sich auch die britische Elite dadurch zum Schlechteren verändert".