London: Russlands Beamte zunehmend "paranoid"
n-tv
Man erfährt derzeit nur wenig aus dem Inneren des russischen Machtapparates. Britische Geheimdienstexperten stellen nun fest, dass viele Beamte in dem zunehmend repressiven System zu Überreaktionen neigen.
Die Unterdrückung von Kritik am russischen Angriffskrieg in der Ukraine nimmt in Russland nach Darstellung britischer Geheimdienstexperten absurde Züge an. Die Behörden seien "paranoid" und verunsichert, was in einem "zunehmend totalitären System" als zulässig gelte, hieß es im täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London.
So werde wohl das öffentliche Zurschaustellen von Gegenständen in den Farben der ukrainischen Flagge, blau und gelb, verfolgt. Beispielsweise sei Berichten zufolge der Mitarbeiter eines Pflegeheims festgenommen worden, weil er in einer blau-gelben Jacke zur Arbeit erschienen sei. Ein anderer Mann sei ins Visier der Sicherheitsbehörden geraten, weil er die blau-gelbe Fahne der russischen Luft- und Weltraumkräfte gezeigt habe. Kritik an dem Vorgehen komme inzwischen selbst von der ultra-nationalistischen Liberal-Demokratischen Partei Russlands, die den Krieg in der Ukraine unterstütze, aber ebenfalls ein blau-gelbes Logo habe.
Mitte Mai hatte es Berichte gegeben, dass viele russische Beamte angeblich ihre Posten nicht verlassen dürfen, obwohl sie das seit dem Beginn des Ukrainekriegs wollen. Das russische Investigativ-Magazin "iStories" berichtete auf Telegram, die russische Präsidialverwaltung sei mehrfach nach Rücktrittswünschen eingeschritten. Die Rücktritte seien von der Präsidialverwaltung untersagt worden und es sei angedeutet worden, dass bei Zuwiderhandlung eine Strafe drohe. Die russische Regierung befürchte demnach einen Kontrollverlust der Verwaltung, sollten zu viele hochrangige Beamte ihre Posten verlassen. Manche versuchten es trotzdem, indem sie Bestechungsgelder zahlten.