LIV Golf: Neue Turnierserie spaltet die Golfwelt
DW
Ein Ex-Star als Gesicht der Kampagne, jede Menge Geld aus saudischer Quelle. Die neue LIV-Golf-Serie ist ein Frontalangriff auf die etablierte PGA-Tour. Es geht um Politik, Macht und sehr viel Geld.
Gibt Phil Mickelson sein Comeback ausgerechnet beim Start der "LIV Golf Invitational Series"? Die neue Golf-Turnierserie, deren Debüt für den 9. Juni in London geplant ist, spaltet die Golfszene. Das tut auch Mickelson. Vor einem Jahr bei der PGA Championship wurde er noch als ältester Golfprofi gefeiert, der eines der vier wichtigsten Turniere der Welt gewinnen konnte. Inzwischen haben viele den 51 Jahre alten US-Star zur unerwünschten Person erklärt. Auch Kollegen wie Superstar Tiger Woods gingen auf Distanz zu Mickelson: "Phil hat einige Dinge gesagt, gegen die sich viele von uns, die sich der Tour und dem Erbe der Tour verpflichtet fühlen, gewehrt haben", sagte Woods in der vergangenen Woche vor dem Beginn der diesjährigen PGA-Championship, bei der Titelverteidiger Mickelson fehlte. Mit der Tour meinte Woods die seit Jahrzehnten etablierte PGA-Tour in den USA, die bis dato wichtigste und höchstdotierte Turnierserie der Welt.
Mickelson hatte sich im Februar mit einem Interview, das er dem US-Autoren Alan Shipnuck gab, zwischen alle Stühle gesetzt: Den Machern der PGA-Tour warf er eine "manipulative, nötigende und brutale" Taktik zu Lasten der Spieler vor, die nicht ausreichend an Gewinnen beteiligt würden. Die saudischen Geldgeber der neuen LIV-Golf-Serie bezeichnete Mickelson hingegen als "furchterregende Mistkerle": "Wir wissen, dass sie Khashoggi ermordet haben [Ein Spezialkommando aus Riad tötete im Oktober 2018 den Journalisten Jamal Khashoggi in der saudischen Botschaft in Istanbul - Anm. d. Red.] und dass sie eine schreckliche Menschenrechtsbilanz haben. Sie richten Menschen hin, weil diese schwul sind." Dennoch, so Mickelson, liebäugele er mit der neuen Serie, weil das saudische Geld den Profis endlich ein Druckmittel gegen die PGA in die Hand gebe.
Später entschuldigte er sich zwar via Instagram für seine Worte und verkündete eine Auszeit vom Golfsport. Doch der Schaden war schon angerichtet. Namhafte Sponsoren wandten sich von Mickelson ab.
Beim Streit um die neue Turnierserie geht es um Politik, Macht - und sehr viel Geld. Insgesamt wollen die Veranstalter für die acht Turniere, die in diesem Jahr geplant sind, Preisgelder in Höhe von 200 Millionen Dollar ausschütten. Der Sieger eines Turniers kassiert vier Millionen Dollar. Zum Vergleich: Der Gewinner der diesjährigen PGA Championship, der US-Amerikaner Justin Thomas, erhielt einen Scheck über 2,7 Millionen Dollar. Dem Gesamtsieger der neuen Serie winken zusätzlich 18 Millionen Dollar. Voraussetzung: Er muss bei mindestens vier der acht Veranstaltungen gestartet sein.
Selbst der Letztplatzierte der 48 Teilnehmer kassiert noch 120.000 Dollar. Das macht die neue Serie auch für Profis der zweiten Reihe interessant. Im Gegensatz zur neuen Serie schüttet die PGA-Tour Preisgelder nämlich nur an Profis aus, die den sogenannten "Cut" geschafft haben - das heißt, die sich in den ersten zwei Turnierrunden für die letzten beiden Runden qualifiziert haben. Bei den meisten PGA-Turnieren sind dies die besten 70 Spieler. Einen solchen Cut wird es bei der "LIV Golf Invitational Series" nicht geben. Wer startet, kassiert auch. Gespielt werden nur drei statt vier Runden, insgesamt 54 Löcher. LIV ist die römische Ziffernfolge für 54.