
Linker Ex-Rebell gewinnt erste Runde der Präsidentschaftswahl in Kolumbien
DW
In Kolumbien hat der ehemalige Guerillakämpfer Gustavo Petro mehr als 40 Prozent der Stimmen erhalten. Der millionenschwere Bauunternehmer Rodolfo Hernández tritt am 19. Juni in einer Stichwahl gegen Petro an.
Der frühere Guerillakämpfer Gustavo Petro und ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá errang 40,3 Prozent der Stimmen, wie die Wahlbehörde nach der vorläufigen Auszählung fast aller Wahllokale mitteilte. Der parteilose Kandidat Rodolfo Hernández konnte sich mit 28,1 Prozent der Stimmen erst spät gegen den konservativen Favoriten Federico Gutierrez durchsetzen. Die beiden stärksten Bewerber treffen am 19. Juni in der Stichwahl aufeinander.
"Heute geht es um den Wandel", sagte Petro nach der Veröffentlichung der Wahlergebnisse. "Eine Ära geht zu Ende. Jetzt geht es darum, die Zukunft zu gestalten. Setzt sich Petro auch in der zweiten Runde durch, würde erstmals in der jüngeren Geschichte des südamerikanischen Landes ein Linker in den Regierungspalast Casa de Nariño in Bogotá einziehen.
Kolumbien ist traditionell konservativ geprägt. Zwar ist die soziale Ungleichheit enorm, bislang war linke Politik durch die Gewalt der Guerillagruppen im jahrzehntelangen Bürgerkrieg allerdings stets diskreditiert.
Der millionenschwere Bauunternehmer Hernández war Bürgermeister der Großstadt Bucaramanga, verfügt aber über wenig Beziehungen im politischen Bogotá. Er ist angetreten, um die Korruption zu bekämpfen - derzeit laufen allerdings gegen ihn Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Bestechung. Hernández bestreitet die Anschuldigungen und sagt, sie zielten darauf ab, seine Präsidentschaftskandidatur zu behindern. Der Populist verspricht im Falle eines Wahlsiegs eine schlanke Regierung und eben einen entschlossenen Kampf gegen Korruption. Der derzeitige konservative Staatschef Iván Duque durfte nicht mehr antreten, weil die Verfassung eine Wiederwahl nicht vorsieht.
Petro und Hernández zogen jeweils mit afrokolumbianischen Kandidatinnen für das Amt der Vizepräsidentin in den Wahlkampf. Francia Márquez an der Seite von Petro ist Menschenrechtsaktivistin und Umweltschützerin aus der von der Gewalt besonders betroffenen Region Cauca. 2018 wurde sie für ihren Kampf gegen illegale Goldminen in ihrer Heimat mit dem renommierten Goldman-Preis ausgezeichnet.