
Lindner bekommt die geballte Wut der Bauern ab
n-tv
Bei der großen Demo der Bauern in Berlin versucht Finanzminister Lindner, diese mit einer geschickten Rede zu erreichen. Doch ein Teil der Demonstranten buht ihn nieder, zu hören ist er kaum. Ein Befreiungsschlag war das nicht.
Vor Tausenden aufgebrachten Bauern zu sprechen, ist nicht unbedingt ein Wohlfühltermin für einen Finanzminister. Das Brandenburger Tor ist nur einen Kilometer von Christian Lindners Arbeitsplatz entfernt, doch an diesem kalten Mittag wird sein Auftritt zum Auswärtsspiel.
Buhrufe, Tröten und Pfiffe bilden den Geräuschteppich, gegen den der FDP-Chef mit wachsender Lautstärke anredet, mitunter auch schreit. Schon seine Vorredner kassieren Buhrufe, sobald sie die Landwirte dazu auffordern, dem prominenten Gastredner zuzuhören. Bauernpräsident Joachim Rukwied unterbricht Lindner sogar nach wenigen Sätzen und wedelt beruhigend mit den Armen vor der Menschenmenge. Vergeblich. "Hau ab, hau ab", skandiert zumindest ein Teil des Publikums. Die Bauern protestieren wegen der Ampel-Pläne, die Agrardieselhilfe zu kappen. Doch es geht vielen längst um mehr. Kurz gesagt: um eine aus ihrer Sicht jahrzehntelange verfehlte Politik zu Lasten der Bauern.
Genau diese Stimmung versucht Lindner aufzugreifen. Er bleibt zwar in der Sache hart, versucht aber trotzdem, Verständnis und Entgegenkommen abseits des Agrardiesels und Gesprächsbereitschaft zu zeigen. "Es soll und darf kein Sonderopfer der Landwirtschaft geben, sondern nur einen fairen Beitrag", sagt er und verweist darauf, dass die Bauern neun Milliarden Euro pro Jahr an Subventionen bekommen. Er geht aber nicht auf Konfrontationskurs. Äußerungen wie beim Dreikönigstreffen der FDP - "Sie haben sich verrannt! Kehren Sie um!" - unterlässt Lindner.