Lieber Katar als Gefängnis
n-tv
"Metro? This way!" Das sympathische Gesicht der WM, die zahlreichen Helfer, nützen an manchen Stadien weg. Denn die Metro ist übervoll. Der Ausweg sind Menschen wie Saggad. Sie bieten ihre Taxikünste feil, öffnen ihr Herz und erzählen manchmal in 20 Minuten ein ganzes Leben.
Mitternacht. Die Massen drängen aus dem Stadion. FIFA-Helfende und Katars Polizisten leiten zu Bussen und Taxi. Es geht durch Wohngegenden der Mittelklasse des WM-Landes. Der Emir schaut von oben zu, seine Bilder prangen an Hauswänden. Da es hier keine Drogendealer gibt, schleichen sich andere Gestalten aus dem Dunkel der Hauseingänge heran. Taxifahrer.
Eine Taxifahrt ist ja immer gut für eine Geschichte. Also bei der 28. Anfrage dann doch schwach werden und "yes" antworten. Innerhalb einer Millisekunde werden aus einem Fahrer sieben. Seepferdchen (2000 Babys in einem Schwung) wären zwar nicht beeindruckt, aber doch stolz vielleicht. Der Auserwählte, Saggad aus Bangladesch - Ende 20, gedrungen, lebendige Augen, blaues Poloshirt - leitet den Weg zu seinem Auto. Eine Seitenstraße folgt auf die nächste.
Endlich im komfortablen Gefährt, erzählt Saggad, dass er seit elf Jahren in Katar arbeitet. Seine Mutter will damals, dass er seine Heimat verlässt und seinem Vater nach Doha folgt, der zu jener Zeit hier ein Internet-Café betreibt. In Bangladesch sei es zu gefährlich gewesen, viel "dreckige Politik und Verbrechen". Dann lieber Katar als Gefängnis.