Letzter Halt Moderne
Die Welt
Die Documenta wurde einst erfunden, damit Deutschland an die Gegenwartskunst anschließen konnte. Wie eine Rekonstruktion ihrer Anfänge in Berlin zeigt, war sie vor allem Arena für die fatalen Selbstauslegungen einer Generation.
Zeitzeugen wird es nicht mehr viele geben. Wer damals im empfangsbereiten Alter die erste Documenta in Kassel besucht hatte, geht heute auf die neunzig zu. Also alles gnädig vergessen: den durchwachsenen Juli des Jahres 1955, die Heimkehr der letzten deutschen Kriegsgefangenen, Lehmbrucks keusche „Kniende“ im Treppenhaus des Fridericianums, das Ende der Besatzungszeit. Und auch den Rundgang durch die bombenversehrte Stadt, in der es noch in jeder Straße ein verwildertes Ruinen-Grundstück gab. Alles sehr weit weg, verwandelt in den Mythos, in dem die Bundesrepublik ihren Nachkriegsbeginn überliefert hat.More Related News