
Letzter Dienst
Frankfurter Rundschau
Armin Laschet will die CDU zukunftsfähig machen und selbst dann in die zweite Reihe treten. Dieser hehre Plan lässt aber viele Fragen unbeantwortet. Der Leitartikel.
Der scheidende CDU-Chef Armin Laschet galt als Rocky Balboa der deutschen Politik. Wegen seiner Nehmer-Qualitäten ist er immer wieder mit dem von Sylvester Stallone verkörperten Boxer Rocky verglichen worden. Nun hat Laschet seinen Rückzug vom Parteivorsitz angekündigt, bevor er von den eigenen Parteifreunden k.o. geschlagen auf den Brettern liegt.
Auch wenn er an der Wahlniederlage der Union einen großen Anteil hat, so gelingt ihm nun noch ein selbstbestimmter Abgang, bevor ihn andere vom Hof jagen. Laschet will den Übergang für eine Neuaufstellung der Partei moderieren. Er will weitere Kampfkandidaturen um den Parteivorsitz vermeiden und eine Lösung für seine Nachfolge im „Konsens“ finden. Wenn ihm das glücken sollte, so wird sein letzter Dienst an der Partei zu einem großen Dienst. Denn die CDU ist derzeit in einer fürchterlichen Verfassung.
Hinter Laschet zeichnet sich bisher nicht die Zukunft einer Partei ab, die in vier Jahren erstarkt wieder das Kanzleramt erobern könnte. Aktuell sind da vor allem Uneinigkeit, Machtkämpfe und Zerstörung zu sehen. Nachdem die CDU am Ende der Ära Merkel zweimal ihre neue Parteiführung durch spaltende Kampfkandidaturen ausgetragen hat, könnte der dritte Wechsel an der Parteispitze in nur drei Jahren die Christdemokraten weiter im Strudel nach unten reißen.