
Leihräder in China: Schrottberge bleiben zurück
Frankfurter Rundschau
Sie waren ein grünes Versprechen: Leihräder sollten die Verkehrsprobleme der Volksrepublik lösen. Als die Blase platzte, blieben Schrottberge zurück. So steht es um die Branche heute.
Wer einmal Luftaufnahmen von chinesischen „Fahrradfriedhöfen“ gesehen hat, wird die spektakulären Fotos wohl nicht mehr so schnell vergessen: Hunderttausende Leihräder, sortiert nach den knalligen Farben der Betreiberfirmen, stehen auf Brachflächen am äußersten Stadtrand. Seit mindestens drei Jahren, als nämlich der Marktführer Ofo aufgrund des Schuldenbergs bankrottging, gibt es solche dystopisch anmutenden Müllhalden bereits. Sie passen so gar nicht ins Image, das die Branche eigentlich verkörpern möchte: eine grüne, nachhaltige Mobilität. Mehr als sechs Jahre nach dem ersten Boom der Branche in China ist es Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen: Was wurde eigentlich aus Mobike, Meituan, Hello Bike und all den anderen? Ein Blick ins Archiv: Auch wenn mit dem Konzept von Leihrädern weltweit experimentiert wurde, zündete die Idee nirgendwo so rasant wie in China. Denn dank der hohen Smartphone-Penetration und dem innovativen „Digitalschloss“ brauchte es keine Parkstationen für die Räder mehr, die stattdessen frei im Stadtgebiet abgestellt werden konnten. Für Pfennigbeträge, ja nahezu kostenlos, konnten Nutzer erstmals Bikes mit integriertem QR-Code via Smartphone App entsperren. Das Geschäftsmodell der Anbieter beruhte auf der riesigen Datenmenge, die sie in Echtzeit von Abermillionen Chinesen generieren können. Zwei „early adopters“, Mobike und Ofo, erreichten schon bald den sogenannten „Unicorn“-Status: Start-ups, deren Marktwert auf über eine Milliarde Dollar geschätzt wurde.More Related News