
Leichenteile aus Museum: Gesichtshäute von Soldaten bestattet
Frankfurter Rundschau
Nach 150 Jahren finden die sterblichen Überreste zweier Soldaten in Frankreich ihre letzte Ruhe. Die Gesichtshäute lagerten bisher im hessischen Landesmuseum Darmstadt.
Die bisher im hessischen Landesmuseum in Darmstadt gelagerten Gesichtshäute zweier Soldaten des französischen Heeres sind vor wenigen Tagen auf dem Soldatenfriedhof in Metz beigesetzt worden. Das teilte das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst am Montag mit.
Damit ende ein mehrjähriges Bemühen zur Feststellung der Herkunft und Identität der menschlichen Überreste, um diese einer angemessenen letzten Ruhestätte zuzuführen. „Es ist sehr gut, dass diese menschlichen Überreste nun ihre letzte Ruhe an einem würdigen Ort gefunden haben“, erklärte Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (Grüne). Ihre Geschichte zeige, wie komplex der Umgang mit Hinterlassenschaften aus von Gewalt und Ungerechtigkeit geprägten Epochen wie der Kolonialzeit sein könne.
Die Ministerin dankte laut Mitteilung allen, die sich um einen pietätvollen Umgang bemüht und die Bestattung in Frankreich ermöglicht hatten, insbesondere dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und dem Office national des anciens combattants et des victimes de guerre (ONAC, Nationales Amt für Veteranen und Kriegsopfer) in Frankreich.
Die Nachforschungen ins Rollen gebracht hatte der Darmstädter Stadtführer Udo Steinbeck. Er war bereits 2012 bei Recherchen darauf gestoßen, dass es solche Exponate im Landesmuseum geben sollte und hatte daraufhin mit Nachfragen begonnen.
Die menschlichen Überreste waren im 19. Jahrhundert als Präparate in die historischen Sammlungen des Landesmuseums gelangt, wo sie bis heute verwahrt wurden. Sie stammten von zwei männlichen Personen, laut Beschriftung „Turkos“: eine zeitgenössische Bezeichnung für die von 1842 bis 1964 bestehenden algerischen und tunesischen Schützenregimenter des französischen Heeres, die offiziell Tirailleurs Algériens beziehungsweise Tirailleurs Tunisiens hießen. Die beiden Männer sollen in der Orangerie in Darmstadt, in der damals ein Lazarett eingerichtet war, verstorben sein und über den Naturforscher Johann Jakob Kaup ins Museum gelangt sein.