Lehren aus Syrien: Open-Source-Ermittler für die Ukraine
DW
Jahrelang nutzten Internetrechercheure verschiedenste digitale Quellen, um Beweise für russische Kriegsverbrechen in Syrien zu sammeln. Können ihre Erfahrungen jetzt helfen, für Gerechtigkeit für die Ukraine zu sorgen?
Die russischen Angriffe auf die Ukraine weisen viele Ähnlichkeiten mit denen in Syrien auf. In Syrien trafen russische Bomben die zivile Infrastruktur, Schulen und Kindergärten, Krankenhäuser und Märkte. Dasselbe geschieht nun in der Ukraine. Bei einigen dieser Vorfälle handelt es sich nach dem humanitären Völkerrecht möglicherweise um Kriegsverbrechen.
In der Ukraine und in Syrien werden solche Vorfälle durch Open-Source-Aktivisten untersucht. Diese Gemeinschaft von Amateur-Ermittlern und professionellen Internetrechercheuren nutzt frei verfügbare Informationen - daher der Name "Open Source" - um die unterschiedlichsten Vorfälle zu registrieren und zu überprüfen.
In der Ukraine sammeln Open-Source-Ermittler Videos von Raketenangriffen, die auf den sozialen Medien veröffentlicht werden, zählen zerstörte Panzer und tragen die Namen von getöteten Soldaten zusammen. Während einige dieser Ermittler über die ganze Welt verstreut sind, befinden sich andere in der Ukraine. Die Open-Source-Ermittler in Syrien verfuhren in den letzten 11 Jahren ähnlich.
In Syrien war diese Art der Online-Recherche noch neu und musste sich erst entwickeln. In der Ukraine ist sie nun ausgereift. "Alles, was in Syrien geschehen ist und auch alles was in der Ukraine zwischen 2014 und 2017 geschehen ist, hat den Boden für das bereitet, was jetzt geschieht", stellt Eliot Higgins fest, Gründer von Bellingcat, einem weltweit führenden Internetrecherchenetzwerk. "In Syrien haben wir uns all die Prozesse erarbeitet, die wir jetzt in der Ukraine anwenden. Dort haben wir auch viele Beziehungen mit der Tech-Community aufgebaut sowie mit Organisationen, die sich für Menschenrechte und Transparenz einsetzen, mit politischen Entscheidungsträgern und vielen mehr."
Mnemonic ist eine in Berlin ansässige gemeinnützige Organisation, die bei diesen Bemühungen eine wichtige Rolle spielt. Es begann mit dem Syrischen Archiv, einer Open-Source-Plattform, die eingerichtet wurde, um digitale Beweise für Menschenrechtsverletzungen während des Syrienkriegs zu sichern.