Lauder: "Ununterbrochener Hass gegen Juden"
ZDF
Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, ist besorgt über Antisemitismus - besonders bei jungen Menschen in Deutschland.
ZDFheute: Ihre Studie sagt, 'der Antisemitismus in Deutschland befinde sich auf einem Krisenniveau'. Wie besorgt sind Sie?
Ronald Lauder: Ich bin sehr besorgt darüber, was heute in Deutschland passiert. Unsere im Dezember fertiggestellte Studie zeigt, dass das Ausmaß des Antisemitismus in Deutschland, ausgerechnet Deutschland, auf einem Allzeithoch ist.
ZDFheute: Wie überraschend war dieses Ergebnis für Sie?
Lauder: Es war sehr überraschend und nicht überraschend. Überraschend, dass die Zahl so hoch war, aber nicht überraschend, weil wir wissen, dass in deutschen Schulen nicht viel über den Holocaust und die Geschehnisse damals gelehrt wird.
ZDFheute: Sie haben nach einigen Einzelheiten gefragt, auch nach dem Grundwissen, das Menschen über den Holocaust haben sollten. Wie überrascht waren Sie, dass viele nicht wussten, wie viele Juden während des Holocaust getötet wurden?
Lauder: Wir haben unter anderem herausgefunden, dass Kinder und Jugendliche, mit denen wir gesprochen haben, nicht wussten, dass sechs Millionen Menschen starben. Und sie wussten auch nicht viel über die Rolle, die Deutschland spielte, was erstaunlich ist.
ZDFheute: Die Zahlen für die ältere Generation scheinen besser zu sein. Was macht den Unterschied? Warum gibt es mehr Antisemitismus, warum mehr Verschwörungstheorien unter den Jugendlichen in Deutschland?