
Laborfleisch ist auch (k)eine Lösung
DW
Fleisch aus dem Labor hat im Vergleich zu Fleisch aus dem Massentierstall einige Vorteile. Es ist aber auch nicht der große Problemlöser, als der es manchmal gehandelt wird. Was Laborfleisch kann - und was nicht.
Möglich, dass es in den USA bald im Labor gezüchtetes Hähnchenfleisch zu kaufen gibt. Die US-amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA hat der Firma Upside Foods erst kürzlich grünes Licht für das Fleisch aus der Petrischale gegeben: Zur Sicherheit des Produktes habe man derzeit keine weiteren Fragen, heißt es in der Mitteilung der FDA.
Im Allgemeinen ranken sich um das Thema Laborfleisch allerdings nicht nur eine ganze Menge Fragen, sondern auch einige Mythen. Und sehr viele unbefriedigende "das wissen wir noch nicht"-Aussagen.
Wer glaubt, Fleisch aus dem Labor sei ein tierfreies Produkt, irrt. Um In-vitro-Fleisch züchten zu können, sind die Zellen eines echten Tieres die Grundvoraussetzung. Ob Rind, Schwein oder Huhn - ihnen werden Muskelstammzellen entnommen, die dann in einem aus verschiedenen Nährstoffen und Wachstumsfaktoren bestehenden Nährmedium angezüchtet werden, wo sie sich zu Muskelfasern entwickeln. Die Muskelbiopsie dürfte schmerzhaft für die Tiere sein, bringt sie aber nicht um.
Anders ist das mit den Kälbern, deren Blut für die Nährlösung, in der die Muskelzellen wachsen sollen, gebraucht wird. "In fast allen Zellkulturen, die in der Biomedizin verwendet werden, ist fetales Kälberserum schon sehr lange der Goldstandard, weil es Wachstumsfaktoren enthält, die für die Kultivierung der Zellen notwendig sind", erklärt die Professorin für Tissue Engineering und Biofabrication Petra Kluger, die an der Universität Reutlingen zu Laborfleisch forscht.
Weder die Kälber noch deren Mütter überleben diese Blutentnahme. Kluger ist klar, dass das Kälberserum bei der Entwicklung von kultiviertem Fleisch ersetzt werden muss. Aus ethischen Gründen, aber auch, weil das Serum viel zu teuer sei. "Mittlerweile gibt es auch schon gute Ersatzmedien ohne tierische Bestandteile", sagt Kluger. Teuer ist das Ganze allerdings immer noch.