Lückenkemper kritisiert DLV nach WM-Debakel
n-tv
Mit zwei Medaillen kehrt der Deutsche Leichtathletik-Verband von der WM zurück, schlechter war die Bilanz noch nie. Gina Lückenkemper gewinnt zwar eine Medaille, wird aber dennoch gefragt, wie sie mit der Kritik daran umgeht. Sie findet viele Worte, die wiederum als Kritik am DLV zu verstehen sind.
Gina Lückenkemper ist nicht nur eine der schnellsten Sprinterinnen Europas, die 25-Jährige ist auch eine meinungsstarke Leichtathletin. Bei den Weltmeisterschaften in Eugene sorgt sie für einen der ganz wenigen Erfolgsmomente aus deutscher Sicht, als sie in der 4x100-Meter-Staffel gemeinsam mit Tatjana Pinto, Alexandra Burghardt und Rebekka Haase in 42,03 Sekunden die Bronzemedaille erläuft. Eine von nur zwei Top-Drei-Platzierungen für den Deutschen Leichtathletik-Verband, der damit das schlechteste WM-Ergebnis seiner Geschichte einfährt und in Person von Chefbundestrainerin Annett Stein und Generaldirektor Idriss Gonschinska mehrfach ankündigte, diese massive Enttäuschung einer "schonungslosen Analyse" zu unterziehen.
Eine Analyse, für die Lückenkemper über ihren Instagram-Account erste Ansätze liefert - die sich zugleich als harsche Kritik am DLV lesen lassen. Auf der Plattform veranstaltet sie immer mal wieder Fragerunden. Wo sie ihre Medaillen von großen Meisterschaften aufbewahre (in einer Vitrine im Esszimmer), warum sie nicht als Schlussläuferin eingesetzt werde (weil sie in der Kurve besser aufgehoben sei), mit wem sie in Eugene das Zimmer geteilt habe (mit Rebekka Haase) - und wie eigentlich die Athletinnen und Athleten mit der Kritik am desaströsen deutschen Abschneiden bei den Welttitelkämpfen umgehen.
"Ganz schwieriges Thema", leitet Lückenkemper ihre ausführliche Antwort ein, die am Ende 28 Zeilen in vier Textblöcken umfasst, nahezu den ganzen Bildschirm einnimmt und mit den vielsagenden Worten "Finde den Fehler..." endet. Darin kritisiert die amtierende Vize-Europameisterin über 100 Meter, dass es in Deutschland "kein wirkliches Fördersystem" gebe, "sondern eher ein Belohnungssystem". Wer schon an der Spitze seines Sports "angekommen ist, der wird gefördert". Die selbstgestellte Frage, wie er (oder sie) dahin kommt, beantwortet Lückenkemper bildlich: mit einem Emoji, das achselzuckend dasteht. Frei übersetzt: Geld gibt es für die, die erfolgreich sind. Für den Weg zum Erfolg gibt's demnach eher keine Hilfe.