Kurschus: Wusste nicht von Vorwürfen gegen Ex-Kirchenmann
n-tv
Siegen/Hannover (dpa/lnw) - Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus hat bestritten, sie sei schon vor vielen Jahren vom Vorwurf eines sexuellen Übergriffs durch einen früheren Kirchenmitarbeiter unterrichtet worden. "Andeutungen und Spekulationen", die in der "Siegener Zeitung" gegen sie erhoben würden, weise sie mit Nachdruck zurück, sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland am Dienstagabend bei der Synode in Ulm. Anfang 2023 sei eine anonyme Anzeige gegen die nun beschuldigte Person eingegangen. "Vorher hatte ich keine Kenntnis von Taten sexualisierter Gewalt durch diese Person", betonte Kurschus.
Ein Sprecher des westfälischen Landeskirchenamts verwies am Mittwoch auf die Aussagen der EKD-Ratsvorsitzenden in Ulm, die einem Video-Mitschnitt zu entnehmen sind. "Dem hat Frau Kurschus nichts hinzuzufügen", sagte der Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Die "Siegener Zeitung" beruft sich auf die Aussage eines Mannes, der bereits Ende der 1990er Jahre kirchliche Amtsträger in Siegen über einen sexuellen Übergriff des Kirchenmitarbeiters informiert haben will, darunter auch Annette Kurschus. Die heutige EKD-Ratsvorsitzende Kurschus, die auch Präses der westfälischen Landeskirche ist, war zuvor auch in Siegen tätig. Die Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein waren Anfang 2023 zusammengelegt worden.
In mehreren Verdachtsfällen prüft die Siegener Staatsanwaltschaft, ob ein sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen in den 1990er Jahren vorliege, wie ein Sprecher der dpa sagte. In dem Verdachtsfall gegen den Mann, der sich inzwischen in Rente befinde, würden noch Zeugen vernommen. Es gebe keine abschließende Bewertung, betonte der Sprecher. Sollten sich Hinweise auf strafrechtlich relevantes Verhalten ergeben, komme Verjährung in Betracht. Es werde untersucht, ob der frühere Beschäftigte seine "etwas herausragende Stellung" ausgenutzt habe, um sich jungen Männern in seinem Umfeld sexuell zu nähern.