
Kuba: Referendum entscheidet über gleichgeschlechtliche Ehen
DW
Im September könnte Kuba das neunte lateinamerikanische Land werden, das gleichgeschlechtliche Ehen legalisiert. Doch die Debatte um die Einführung eines neues Familiengesetzes ist von Ängsten geprägt.
Am 25. September wird Kuba ein verbindliches Referendum über ein neues Familiengesetz abhalten, mit dem die seit 47 Jahren geltende Familiengesetzgebung erneuert werden soll. Ein 'Ja' würde unter anderem gleichgeschlechtliche Ehen legalisieren und ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare einführen.
"Wir sind überzeugt, dass die Mehrheit des kubanischen Volkes zu gegebener Zeit dieses revolutionäre, integrative und demokratische Familiengesetz annehmen wird", sagte Homero Acosta, Sekretär des kubanischen Parlaments, nach der Verabschiedung der Verordnung.
Bereits 2019 versuchte das Nationale Zentrum für Sexualerziehung (CENESEX) unter der Leitung von Mariela Castro, der Tochter des damaligen kubanischen Staatschefs Raúl Castro, die gleichgeschlechtliche Ehe in der in jenem Jahr verabschiedeten neuen Verfassung zu verankern. Angesichts des Widerstandes durch die Kirche und konservative Gruppen wurden dieses Thema jedoch nicht in die neue Verfassung aufgenommen. Dies soll jetzt mit dem Referendum nachgeholt werden.
Sandra Heidl, Spezialistin für Gender Studies und Psychologin an der Universität Havanna, findet dass der Staat sich mit dem Referendum vor seiner Verantwortung drückt. Im Gespräch mit der DW erklärt die LGBTIQ-Aktivistin, dass das Familiengesetz viele Themen abdeckt, die über die gleichberechtigte Ehe, die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare oder die Leihmutterschaft hinausgehen, wie etwa die Rolle der Familie bei der Pflege älterer Menschen.
"Zum ersten Mal werden bestimmte fortschrittliche Inhalte in das Familiengesetz aufgenommen, und irgendwie wollte die Regierung die Verantwortung dafür nicht übernehmen. Das halte ich für einen großen Fehler, denn es geht hier um Menschenrechte, und Menschenrechte können nicht in einem Referendum abgefragt werden", sagt Heidl.