
Kuba kämpft gegen leere Regale
DW
Als Reaktion auf die Wirtschaftskrise bricht die kubanische Regierung ein Tabu und erlaubt ausländische Investitionen im Einzel- und Großhandel.
Rodolfo Cotilla* ist angefressen. Seit vier Uhr morgens war der Handwerker aus Havanna unterwegs und hat angestanden - wegen ein paar Stücken Butter, wie er sagt. Kurz vor zehn musste er unverrichteter Dinge wieder abziehen. Das Sortiment war ausverkauft - lange, bevor er an der Reihe war. Dazu wurde an diesem Vormittag im seinem Viertel der Strom abgestellt. Das zerrt an den Nerven.
"Es gibt nichts zu kaufen, nur lange Schlangen überall", klagt der 60-Jährige. Im Geschäft für kubanische Pesos (CUP) im nahegelegenen Einkaufszentrum gibt es nur Seife und Waschmittel, sagt er, "damit man wenigsten ordentlich aussieht, wenn es schon nichts zu essen gibt".
In den im Sommer 2020 eröffneten Devisenläden ist das Warenangebot etwas besser, aber Verwandte im Ausland und damit Zugang zu Devisen, um dort einzukaufen, hat Cotilla nicht. "Auf dem Schwarzmarkt kostet ein Päckchen Hühnerfleisch 1000 CUP, ein Karton Eier 800 bis 900 CUP. Wer soll das bezahlen?"
Seine Familie und er könnten das nicht. Die Tochter, ausgebildete Ärztin, verdient 5000 CUP, der Sohn als Unidozent 4000 und seine Frau in einer staatlichen Behörde 2800 CUP, rechnet Cotilla vor. "Mit dem Monatsgehalt meines Sohnes können wir zwei Päckchen Huhn und zwei Kartons Eier kaufen, stell' Dir das mal vor!"
Kuba steckt in einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise, zu der sich nun auch noch eine Energiekrise gesellt hat. Aufgrund des coronabedingten Einbruchs des Tourismus, dem Ende zahlreicher Ärzte-Missionen und verschärfter US-Finanzsanktionen sind die Deviseneinnahmen Kubas fast komplett weggebrochen.