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Kroatien wird Mitglied in der Eurozone
DW
Das neue Jahr bringt Wandel für EU-Mitglied Kroatien: Das Land wird Mitglied in der Eurozone und im Schengenraum. Die offenen Grenzen werden allseits begrüßt, die neue Währung trifft bei den Bürgern aber auch auf Skepsis
Im Laden von Bäckermeisterin Ivana Horvat in Zagreb sind schon längst alle Preise in kroatischen Kuna und in Euro ausgezeichnet. Das dicke Olivenbrot kostet 18,48 Kuna und 2,65 in der europäischen Gemeinschaftswährung. Ivana sieht der Umstellung auf Euro jedoch mit Skepsis entgegen: "Alle Preise werden nach oben aufgerundet. Viele Leute haben Hypotheken und die Zinsen werden steigen. Wir wissen nicht, was wir ab 1. Januar zu erwarten haben."
Die Bevölkerung in Kroatien scheint gespalten: Nach einer Eurobarometer-Umfrage der Europäischen Kommission sind sind 55 Prozent der Bürger für eine Einführung des Euro. Fast die Hälfte aber fürchtet, der Euro werde negative Konsequenzen haben, und nur ein Drittel der Kroaten hält das Land für gut vorbereitet. Ganze 81 Prozent der Menschen in Kroatien aber fürchten, der Euro werde zu höheren Preisen führen. Diese Zahl war zuletzt dramatisch angestiegen, weil die Corona-Krise der stark vom Tourismus abhängigen kroatischen Ökonomie einen schweren Schlag versetzt hatte und die wirtschaftliche Stimmung in den Keller ging.
Spricht man auf dem Markt in Zagreb mit den Handelsleuten, trifft man schnell auf solche skeptischen Stimmen. "Ich fürchte mich vor den ersten Monaten im neuen Jahr. Die Übergangsperiode wird schwer für die Leute", sagt ein älterer Mann. Die meisten Händlerinnen dort sind selbst im Rentenalter. Sie alle müssen etwas dazu verdienen, weil die durchschnittliche Rente in Kroatien nur bei etwa 250 Euro im Monat liegt. Preissteigerungen durch die neue Währung würden sie am schwersten treffen.
"Wir sind nicht froh darüber! Bisher war alles in Ordnung - der Beitritt zur NATO, zur EU. Aber sie sollten uns nicht unsere Währung wegnehmen! Die Kuna war doch immer unser Geld, unsere Großväter haben schon damit bezahlt. Ich fürchte, dass alles viel teurer wird", schimpft eine Gemüsehändlerin. Dabei wurde die heutige Kuna erst 1994 mit der Unabhängigkeit Kroatiens geschaffen und war von Anfang an die D-Mark, später dann an den Euro gekoppelt. Denn nach einer hohen Inflation im ehemaligen Jugoslawien in den 1980er Jahren, wo die Mark als eine Art Reservewährung galt, war das Vertrauen in damalige heimische Währung zunächst gering.
In den letzten Jahren dann wurden in Kroatien Autos, Immobilien und Hotelübernachtungen bereits zu Europreisen gehandelt. Firmen und Privatleute halten Guthaben in Euro und zwei Drittel der Staatsschulden sind ebenfalls in Euro notiert. Der Weg zum Beitritt schien also für die Regierung in Zagreb quasi zwangsläufig, sobald das Land die sogenannten Maastricht-Kriterien erfüllen würde - das heißt die Neuverschuldung, die Inflation und die Zinsentwicklung im Griff hat.