
Kritik an russischem Oberbefehlshaber nimmt zu – nach zwei Monaten im Amt bereits „gescheitert“
Frankfurter Rundschau
Der russische Oberbefehlshaber Gerassimow sollte für russische Fortschritte im Ukraine-Krieg sorgen, teste nun aber die Grenzen des „tolerierbaren Scheiterns“.
Moskau/London – Russland hat seit Januar einen neuen Oberbefehlshaber im Ukraine-Krieg. Doch statt wie geplant die russische Winteroffensive voranzutreiben, häufen sich unter General Waleri Gerassimow die Misserfolge. Laut ukrainischen Angaben und westlichen Geheimdienstberichten kämen russische Vorstöße nur extrem langsam voran und es komme täglich zu großen Verlusten unter russischen Kämpfern.
Das britische Verteidigungsministerium geht in seinem täglichen Lagebericht auf dem Kurznachrichtendienst Twitter nun sogar so weit, den Einsatz von Gerassimow als „gescheitert“ zu bezeichnen. Der 67-Jährige, der seit 2012 Generalstabs-Chef der russischen Armee ist, teste nun die Grenzen des „durch die russische Staatsführung tolerierbaren Scheiterns“ heißt es am Samstag (1. April) aus London.
Das Ziel der Einsetzung Gerassimows sei es gewesen, die russische Kontrolle über den Donbas auszubauen und zu stabilisieren, fasst der Londoner Ministeriumsbericht die Hintergründe des Machtwechsels an der Spitze der „militärischen Spezialoperation“ zusammen. Gerassimow hatte am 11. Januar neben seiner Funktion als Generalstabschef auch das Oberkommando über den russischen Angriff auf die Ukraine von Sergei Surowikin übernommen.
Als Ergebnis des Machtwechsels hätten die russischen Truppen jedoch lediglich „marginale Zugewinne“ erzielt, die an mehreren Stellen der Kriegsfronten im Donbass das Leben zehntausender Soldaten gekostet hätten. So wird etwa bereits seit Monaten um die Kontrolle über die ukrainische Stadt Bachmut gerungen, in der die Verteidiger trotz russischer Teilerfolge noch immer ausharren.
Generell sei aus den Informationen der britischen Behörden erkennbar, dass durch die erfolglosen Angriffsversuche vonseiten Russlands die personellen Vorteile nach der russischen Teilmobilisierung im Herbst bereits wieder weitgehend „verschwendet“ worden wären. Es werden bereits Berichte über neue Mobilisierungsversuche in Russland laut.