
Kriminologe: Tödliche Polizei-Schüsse kritisch untersuchen
n-tv
Bei einem Polizeieinsatz in Oldenburg erschießt ein Beamter einen jungen Mann. Die Ermittlungen gegen den Schützen übernimmt eine benachbarte Dienststelle. Ein Kriminologe hält das für problematisch.
Oldenburg (dpa/lni) - Nach dem tödlichen Polizeieinsatz in Oldenburg hat der Kriminologe Tobias Singelnstein die internen Ermittlungen der niedersächsischen Polizei kritisiert. "Ermittlungen durch die benachbarte Dienststelle ist das schlechteste Modell, was wir in Deutschland haben", sagte Singelnstein der Deutschen Presse-Agentur. "Es gibt Bundesländer, die einen Schritt weiter sind und spezialisierte Dienststellen geschaffen haben, die beim Landeskriminalamt angesiedelt sind oder sogar ganz selbstständig sind."
Ein Polizist hatte in der Nacht zu Ostersonntag fünfmal in Richtung eines 21-Jährigen in der Oldenburger Fußgängerzone geschossen. Nach Angaben der Polizei hatte der junge Mann zuvor vor einer Diskothek Reizgas versprüht und mehrere Menschen leicht verletzt. Dann flüchtete der Angreifer. Als Streifenpolizisten ihn stellen wollten, sei er bedrohlich auf die Beamten zugegangen und habe Reizgas in ihre Richtung gesprüht.
Der 27-jährige Beamte wurde vorläufig suspendiert, das ist in solchen Fällen üblich. Gegen ihn läuft ein Verfahren wegen Totschlags, das von der Staatsanwaltschaft Oldenburg geführt wird. Auch das ist Standard. Die Ermittlungen übernimmt die Polizei Delmenhorst.