Kriminalitätsstatistik: Kinderpornografie und Cyber-Crime boomen
DW
Das Bundeskriminalamt registriert deutlich mehr Fälle von sexualisierter Gewalt und Cyber-Crime, sieht aber auch positive Trends. Die lassen sich teilweise mit der Corona-Pandemie erklären.
Sie mag das Wort nicht, betont die deutsche Innenministerin. Aber Nancy Faeser verwendet es aus gegebenem Anlass trotzdem, als sie in Berlin die Kriminalitätsstatistik 2021 vorstellt: "Kinderpornografie". Das "entsetzliche Ausmaß" dieser Form von Gewalt und Missbrauch mache ihr besonders Sorgen. Ganz grundsätzlich und weil sich die Zahlen im Jahresvergleich mehr als verdoppelt haben. "Das liegt auch daran, dass der Ermittlungsdruck deutlich gestiegen ist und mehr Taten entdeckt werden", ergänzt Faeser.
Neben ihr sitzt der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, und nennt die konkrete Zahl: 44.276 registrierte Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Hauptursache für den starken Anstieg seien Hinweise aus den USA, die in Deutschland geprüft würden und auf die Spur der Täter führten. Hintergrund: Kinderpornografie ist ein weltweit boomender Markt.
"Wir können jetzt schon prognostizieren, dass die Fallzahlen weiter steigen werden", sagt Münch und verweist auf über 62.000 "strafrechtlich relevante Hinweise" aus den USA, die zu großen Teilen noch nicht bearbeitet seien: "Durch die dadurch entstehende Aufhellung des Dunkelfeldes ist es möglich, Schritt für Schritt das wahre Ausmaß dieser Kriminalität zu erkennen."
Auch im Bereich von Cyber-Crime gehen die Zahlen steil nach oben: Mehr als 146.000 Fälle stehen in der aktuellen BKA-Statistik - ein Plus von gut zwölf Prozent. Der finanzielle Schaden belaufe sich nach Angaben des Branchenverbandes Bitkom auf rund 220 Milliarden Euro. Münch ergänzt: "Wir beobachten insgesamt eine strukturelle Veränderung der Kriminalität, die sich im Zuge der Corona-Pandemie nochmal beschleunigt hat."
So sei die sogenannte Eigentumskriminalität in den zurückliegenden zehn Jahren um 37 Prozent zurückgegangen. Cyber-Delikte dagegen hätten sich seit 2015 verdoppelt: "Damit erleben wir eine Verschiebung der Kriminalität aus einem analogen Hellfeld in ein digitales Dunkelfeld. Der Unterschied: "Eigentumsdelikte werden sehr, sehr häufig angezeigt - schon aus Versicherungsgründen." Eine Anzeige ist erforderlich, damit Versicherungen gegebenenfalls den Schaden ersetzen.